ESK-Freiwilligendienst

14 Tage Quarantäne – Ein Selbsterfahrungsbericht

Als im Sommer 2020 feststand, dass es mit meinem ESK-Freiwilligendienst in England klappen würde und das trotz Coronapandemie und Brexit, war die Freude groß. Was für ein Glück ich doch hab! Die Freude wurde allerdings bald etwas getrübt, als die Quarantänebestimmungen von England für Einreisende aus Österreich ausgerufen wurden. Dies sollte mich jedoch nicht abhalten, mein Abenteuer anzutreten. Wie schlimm kann so eine 14-tägige Quarantäne schon werden, dachte ich mir…

Aufgrund einiger Stresssituationen vor meiner Abreise hatte ich glücklicherweise nicht so viel Zeit zum Nachdenken, was mich erwarten würde und so begab ich mich am 1. Oktober 2020 auf die Reise nach England. Schon auf der Fahrt zum Flughafen machte ich mir Gedanken, ob ich vielleicht nicht doch besser noch Salz und Pfeffer einpacken hätte sollen, denn Einkaufen ist ja auch nicht erlaubt während einer Quarantäne. Doch nun war es zu spät und so kam ich ohne Salz und Pfeffer in England an. Ich genoss die Zugfahrt vom Flughafen nach Bournemouth aus dem Fenster blickend, so konnte ich wenigstens ein paar Bilder von der Landschaft und den Orten, die ich durchquerte in mich aufsaugen, viel sehen würde ich die nächsten zwei Wochen ja nicht. Die Airbnb-Wohnung, die für mich gebucht worden war, lag mitten im Stadtzentrum mit Blick auf den gegenüberliegenden Starbucks. Das Meer war leider nicht in Sichtweite, aber immerhin würde ich ein paar Leute in Freiheit beobachten können. Ich wurde freundlich, aber mit genügend Abstand begrüßt und dann war ich allein. Der erste Abend war hart, die Realität traf mich nun mit voller Wucht und zu allem Übel war meine Lebensmittellieferung noch nicht angekommen. Ich versuchte, alle eintrudelnden SMS zu meinem Wohlbefinden zu beantworten ohne noch trauriger zu werden und als die Lebensmittel, inklusive Salz und Pfeffer, dann doch noch kamen, kochte ich ein paar Nudeln, die ich ohne großen Hunger aß, bevor ich  erschöpft ins Bett fiel.

Die nächsten Tage ging es dann stetig bergauf und ich gewöhnte mich schnell an die neue Situation. Meine Freunde von zuhause hatten mir ein kleines Päckchen mitgegeben, das neben fixierten Skype-Treffen auch für jeden Tag eine kleine Aufgabe beinhaltete (siehe Titelbild). So musste ich beispielsweise einen Turm aus Küchenutensilien bauen, verschiedene Quarantänefrisuren ausprobieren oder von meinen Freunden persönlich geleitete Sporteinheiten absolvieren. Generell half mir der Kontakt zu Freunden und Familie sehr, mich nicht allein zu fühlen. Ich versuchte mich an eine selbstauferlegte Tagesstruktur zu halten. So stellte ich mir morgens brav den Wecker und nutzte den Vormittag, um produktiv zu sein (beispielsweise verfasste ich diesen Bericht hier). Zu Mittag machte ich mir einen Snack oder Frühstück, um anschließend ein ausgiebiges Mittagsschläfchen zu machen. Den Nachmittag nutzte ich für kleine Sporteinheiten, zum Englisch Üben mittels dem zur Verfügung gestellten Onlineprogramm oder um die kleinen Aufgaben meiner Freunde zu erledigen. Abends war dann Zeit zum Skypen, Serie schauen oder eine Kombination aus beidem.

Ein Highlight während der Quarantäne war das Paket, das ich von Freunden geschickt bekam. Darin befanden sich meine Lieblingsspezialitäten aus Vorarlberg und ein selbstgemachtes Kreuzworträtsel. Ich hab mich riesig gefreut! Ein weiteres Highlight bestand darin, die anderen Volunteers und zukünftigen Mitbewohner über Zoom kennen zu lernen. Zwei von drei befanden sich zeitgleich auch in Quarantäne, sodass wir unser Leid teilen konnten und Tipps zu guten Serien und Kochideen austauschen konnten.

Und nun ist meine Quarantänezeit beinahe schon zu Ende. Die Zeit ging schneller rum als erwartet und es war bei Weitem nicht so schlimm wie befürchtet. Ich habe viel über mich selbst gelernt und auch wenn es nicht immer ganz einfach war und die Quarantäneunterkunft einige Mängel hatte, so kann ich diese 14 Tage doch positiv gestimmt hinter mir lassen und endlich in das echte Leben hier in England eintauchen.

Tipps und Tricks für die Quarantänezeit:

Ich denke jeder muss seine eigene Strategie finden, mit der vielen Zeit umzugehen, aber mir haben folgende Dinge geholfen – vielleicht ist der ein oder andere Punkt auch hilfreich für dich:

  • Mach das Radio an, dann ist es nicht so still in der Wohnung, du bekommst was von der Welt da draußen mit und Musik hebt die Laune.
  • Leg schon am Vortag grob fest, was du am nächsten Tag machst, dann wachst du am Morgen nicht mit einem leeren und unguten Gefühl auf.
  • Auch wenn es manchmal verlockend ist, einfach in den Tag hineinzuleben und im Selbstmitleid zu versinken, versuch trotzdem vorgenommene Dinge anzugehen.
  • Mach Dinge, die du schon lange aufgeschoben hast, für die nun Zeit genug ist (z. B. Fotobuch gestalten, Freunde kontaktieren, von denen du lange nichts gehört hast, Playlists erstellen…)
  • Eine kleine Bewegungseinheit zwischendurch oder laute Musik und dazu tanzen hilft, den Kopf frei zu bekommen und man kann abends besser einschlafen.
  • Gutes Essen ist essenziell und da darf man sich ruhig auch mal was gönnen.
  • Podcast hören hilft dabei, besser einzuschlafen, dann braucht man nicht zu viel über andere Dinge nachzudenken.

Was ich gelernt habe:

  • Ich habe ein starkes soziales Umfeld, das mich unterstützt, auch wenn ich weit weg bin und auf das ich mich immer verlassen kann.
  • Es ist möglich auch mal für längere Zeit allein zu sein und mich selbst zu beschäftigen.
  • Darauf zu vertrauen, dass ich versorgt werde und es in Ordnung ist um Hilfe zu bitten (z. B. ging mir das Klopapier aus und ich hab um Nachschub gebeten;).
  • Mit den Dingen auszukommen, die ich zur Verfügung habe und kreative Lösungen für Probleme zu finden.