„Traveling in a fried-out Combi…“ – ähnlich, wie in dem Hit „Down Under“, gesungen von der australischen Band Men at Work, machte auch ich mich Ende Jänner für zwei Monate auf den weiten Weg nach Australien, um die Ostküste in einem Campervan zu erkunden.
Aber erst mal von vorne: Nach meiner Matura im Juni 2017, war mir ziemlich klar, dass ich vor dem Studieren noch das berühmt berüchtigte Gap-Year in Anspruch nehmen werde. Dass es ins Ausland gehen soll, war mir klar, nur wohin stand anfangs noch in den Sternen. Da ich aber so weit weg wie möglich wollte und meine Freundin Verwandtschaft in Melbourne hat, fiel die Entscheidung somit mehr oder weniger von selber.
Da man zu diesem Zeitpunkt als ÖsterreicherIn noch nicht in der Lage war, ein Arbeitsvisum für Australien zu ergattern, fiel Work & Travel als Option schon mal weg. Deshalb entschieden wir uns, unser Budget noch zuhause im Ländle aufzubessern, um in Australien das Leben in vollen Zügen genießen zu können.
Los geht‘s
Ende Jänner ging es dann los. Mit kurzem Zwischenstopp in Abu Dhabi erreichten wir nach knapp 24 Stunden den Melbourner Flughafen. Die ersten zwölf Tage verbrachten wir bei der Familie meiner Freundin, welche knapp 40 Minuten außerhalb des Zentrums wohnt. Dadurch hatten wir die Möglichkeit, neben den gewöhnlichen Touristenattraktionen, auch die ländliche Seite von Melbourne, Victoria kennen zu lernen. Zudem konnten wir so am Leben echter „Aussies“ teilnehmen, hatten „Barbie“ mit ihnen und besuchten ein Drive-In Cinema.
Mit dem Campervan durch Australien
Anfang Februar ging es dann hoch in den Norden nach Cairns, Queensland, wo wir unseren Campervan abholten. Unglücklicherweise befanden wir uns mitten in der Regenzeit und so waren unsere „Brellies“ ziemlich häufig in Gebrauch. Mit dem Van ging es erstmals weiter nördlich zum Cape Tribulation, in den Regenwald, wo wir eine Nacht verbrachten und bei unserer nächtlichen Tour viele wilde Tiere entdeckten. Auf dem Rückweg machten wir erneut einen Stopp in Cairns, um von dort aus mit dem Boot das Great Barrier Reef zu erkunden. Das Tauchen und Schnorcheln begeisterte mich sehr, da wir Haie, Seegurken und Clownfische sahen, jedoch enttäuschte mich das Riff dafür umso mehr. 50 Shades of grey würde es wohl ziemlich gut beschreiben.
Der nächste Stopp war Mission Beach, ein wunderschöner Strand, der Karibikgefühle in einem hochkommen ließ. Auch hier verbrachten wir nur eine Nacht, da wir bereits am darauffolgenden Tag mit der Fähre von Townsville aus nach Magnetic Island fuhren. Hier trafen wir das erste Mal so richtig auf das Backpackerleben, da wir unser geliebtes Auto an Land lassen und dafür im Hostel schlafen mussten. In Australien gibt es geschützte Lebensräume wie Sand am Meer, aber einen der besten befindet sich eindeutig auf Magnetic Island. Dort hat man die Gelegenheit Krokodile zu füttern, einen Koala zu halten oder sich eine Phyton um den Hals legen zu lassen. Das Highlight war jedoch das Füttern der unzähligen Wallabies, die sich bei Dämmerung auf der Insel tummeln!
Wieder zurück in Townsville fuhren wir weiter nach Airlie Beach, da wir von dort aus eine Segeltour um die Whitsundays starteten. Die Whitsundays sind eine Inselgruppe, bestehend aus etwa 80 Inseln und dem berühmten Whitehaven Beach. Bei dem zweitägigen Ausflug verbrachten wir eine Nacht auf dem Boot, von dem wir den unglaublichsten Sternenhimmel überhaupt, unzählige Sternschnuppen und sogar die Milchstraße beobachten konnten. Es war atemberaubend schön!
Zwei Tage später ging es weiter nach Hervey Bay, Seventeen Seventy und Noosa. Noosa war unser Ausgangspunkt für Fraser Island, der größten Sandinsel der Welt. Leider hatten wir wettertechnisch großes Pech und so regnete es drei Tage in Strömen, während wir in Jeeps die Insel abfuhren. Nichtsdestotrotz hatten wir eine coole Zeit und viele schöne Orte auf der Insel entdeckt, die teilweise nur zu Fuß erreichbar waren.
Wieder auf dem Festland erwartete uns die schlimmste Überraschung überhaupt: eine 15-20cm große Huntsmanspider war in unseren Kofferraumspalt gekrabbelt und kam nicht mehr raus. Stellt euch vor, es ist zwei Uhr morgens, kein Mensch ist in unmittelbarer Nähe und ihr seid müde und wollt nur noch schlafen. Geht aber nicht, denn in eurem Auto sitzt eine tellergroße Spinne, die so flink und flexibel ist, dass sie sich überall verstecken könnte. Mit Müh und Not konnten wir einige 100 Meter entfernt doch noch Stimmen ausmachen und so baten wir diese Personen um Hilfe. Gottseidank war es ein „Local“, für den dieses Szenario alltäglich war und er entfernte die (ungiftige) Spinne mit der bloßen Hand. Dennoch schliefen wir sehr unruhig diese Nacht.
Unsere letzten Stopps in Queensland waren Brisbane und die Gold Coast, wobei wir uns bei letzterem das erste Mal im Couchsurfen versuchten. Nach dem Überqueren der Grenze zwischen Queensland und New South Wales, hielten wir einige Tage in dem Surferspot schlechthin – Byron Bay. So kamen auch wir nicht drum herum, das Surfen auszuprobieren und stellten uns für einen Tag auf die Bretter. Wer hätte gedacht, dass Surfen so anstrengend sein würde! Starker Wellengang und Wind machten das Ganze noch etwas schwieriger für Anfänger, aber zumindest kann ich von mir behaupten, dass ich einige Male selbstständig aufgestanden bin.
Bevor es dann endlich nach Sydney ging, machten wir noch einen Stopp in Newcastle, wo sich gerade ein Klassenkamerad von mir befand. Da er bereits längere Zeit dort war, konnte er uns schöne Orte und Strände wie z.B. Port Stephens und Anna Bay zeigen. Zeitgleich befand sich auch in Sydney eine ehemalige Klassenkameradin, welche uns ebenfalls etwas durch die Stadt führte. Viel schöner und weniger touristisch als Sydney CBD sind jedoch die nördlichen Halbinseln Manly und Mosman. Auch Bondi Beach war ein persönliches Highlight für mich.
Von Sydney fuhren wir dann mit dem Van in Richtung Blue Mountains, welche einfach gigantisch sind. Sie sind zwar weder mit den österreichischen Bergen und unserer Natur zu vergleichen, jedoch sind die Ausblicke einfach nur wunderschön! Auch Canberra stand auf unserer Bucketlist und so entschieden wir uns für einen Tagesausflug – 3,5 Stunden Autofahrt hin, 3,5 Stunden Autofahrt zurück. War vielleicht nicht die intelligenteste Entscheidung, aber da wir etwas unter Zeitdruck standen und noch so viel in den letzten Tagen ansehen wollten, blieb uns nichts anderes übrig.
Nach Canberra folgten hauptsächlich kurze Stopps in verschiedenen Orten entlang der Küste, bevor wir den 90 Mile Beach erreichten. Langsam konnte man übrigens spüren, dass Herbst war, denn es wurde zunehmen kalt am Abend und auch tagsüber griffen wir immer seltener zu kurzen Hosen. Bevor wir nach knapp sechs Wochen wieder in Melbourne ankamen, machten wir noch Halt im Wilson’s Promotory, ein wunderschöner Nationalpark, auf Philip Island, um die abendliche Pinguinparade mit zu erleben und schlossen mit einer Rundfahrt entlang der Great Ocean Road unseren sechswöchigen Roadtrip ab.
Resümee
60 Tage in Australien, davon 42 mit dem Auto, in denen wir 7000 km gefahren sind, eine Huntsmanspider im Auto hatten, fünf Vorarlberger trafen und unzählige Eindrücke und Erfahrungen sammelten – unbezahlbar!
Im Grunde reicht dieser Blogbeitrag niemals aus, da es so viel mehr über das Essen, die Tiere, die Natur und die Menschen zu erzählen gibt. Von Acaí Bowls über Cassowarries bis hin zum Zyklon war einfach alles dabei!
Einige Tipps für zukünftige Down Under-ErkunderInnen unter euch:
- motormouth.au – ideal, um die umliegenden Tankstellen bezüglich Spritpreis abzuchecken
- nachts Autofahren vermeiden – deswegen liegen viele Tierkadaver am Straßenrand
- niemals Sydney mit dem Auto erkunden – wir hatten Glück und fanden sehr weit außerhalb einen gratis Parkplatz
- unbedingt einen Ventilator zum Auto dazu kaufen – ist lebensnotwendig
- Camper Mate, eine App, die alle Campingplätze, Duschen, Wasserstellen und vieles mehr in der Umgebung anzeigt
- nur alte Kleidung mitnehmen, da die Waschqualität zu wünschen übrig lässt
- Simkarte kaufen, da WLAN kostet und begrenzt ist
- Geschwindigkeitsbegrenzungen beachten – hohe Radarstrafen und keine Toleranz
- immer früh genug, die nächste Schlafmöglichkeit – egal ob Hostel oder Campingplatz – abchecken, da gratis Campen verboten ist
- viel selber kochen – spart Unmengen an Geld
…bei weiteren Fragen sich gerne an mich wenden