Im Ländle

Aus dem Leben einer „Corona-Studentin“

Nicht an die Uni gehen zu müssen und die Vorlesung vom Sofa aus zu verfolgen, kann durchaus seine Vorzüge haben. Warum das Distance-Learning jedoch nicht die Präsenzlehre ersetzen kann und wie sie das Studierendenleben während der COVID-19-Pandemie empfunden hat, erzählt die 21-jährige Pauline Tagwerker.

Sich im Unterricht zu Wort zu melden, ist Pauline nie wirklich schwergefallen. Die Feldkircherin, die in Wien Konferenzdolmetschen und Sprachkunst studiert, schätzt den persönlichen Austausch mit den Lehrenden sowie mit ihren Mitstudierenden. Doch nun, bei der so nüchternen Dynamik in Zoom-Calls, bleibt ihre Hand unten und sie lässt sie ihr Mikrofon lieber auf stumm.

Der Verzicht auf die soziale Komponente des Studiums ist in den Augen der Hobby-Schreiberin ein großer Verlust, auch wenn sie die damaligen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus befürwortete: „Es war für alle Beteiligten einfach sicherer. Zudem gehören einige Studierende oder Lehrende zu Risikogruppen oder fühlten sich aufgrund der Bedrohung durch den Virus unwohl oder belastet. Auf das muss man auch Rücksicht nehmen.“ Darüber hinaus hat die Fernlehre Vorteile mit sich gebracht, die man laut der 21-Jährigen in Zukunft so beibehalten könne, beispielsweise das Streamen und Aufzeichnen von Lehrveranstaltungen, was eine „enorme Entlastung“ darstellen könne. Eine zu starke Entwicklung in Richtung des Konzepts ‚Fernuni‘ würde sie aber nicht unterstützen, da auf diese Art einfach zu viel Mehrwert verloren ginge.

Auf sich selbst hören

Im Herbst 2020 wechselte Pauline ihren Studienort von Innsbruck nach Wien. Viele Mitstudierende kennt sie daher nur virtuell. Besprechungen für Gruppenarbeiten und Übungseinheiten finden ebenfalls online statt, der Austausch mit Gleichgesinnten ist rar – das Studierendenleben beschränkt sich lediglich auf das Lernen. Dahingehend ist die Feldkircherin jedoch recht zufrieden: „Die meisten Lehrenden haben sich sehr bemüht, das Distance-Learning für uns so angenehm und interessant wie möglich zu gestalten und uns trotzdem die notwendigen Wissensinhalte zu vermitteln.“ Pauline hat zudem gelernt, besser auf sich selbst zu hören und „dass es okay ist, sich ab und an nicht gut zu fühlen. Die Pandemie hat allen viel abverlangt und wir müssen uns nicht noch zusätzlich mit Selbstoptimierungsgedanken stressen oder uns für unsere Gefühle schämen.“

Wechselnde Lehr-Varianten

Drei Semester lang begleitet sie COVID-19 schon. Dabei wechselte der Lehrbetrieb zunächst von Präsenz- zu Online-Lehre, dann von Hybrid- zu Online-Lehre und im letzten Semester wiederum von Online- zu Hybridlehre. Zwei von Paulines Lehrveranstaltungen fanden dabei tatsächlich vor Ort statt. Den mit FFP2-Masken abgehaltenen Unterricht mit online zugeschalteten Studierenden, die aus Risikogründen zu Hause blieben, empfand sie zunächst als seltsam. Doch die soziale Komponente machte die negativen Aspekte wieder wett. Für nächstes Semester ist wieder ein Hybrid-Betrieb geplant, wobei Pauline darauf hofft, die Uni wieder öfter von ihnen sehen zu dürfen.

ZUR PERSON

Name: Pauline Tagwerker
Geburtstag: 02.08.1999
Wohnort: Wien/Feldkirch
Studium: Konferenzdolmetschen (MA) – Universität Wien, Sprachkunst (BA) – Universität für angewandte Kunst Wien
Hobbys: Backen, Lesen, Pferde, Sport, Schreiben, Freunde treffen