Hiermit will ich mein Herz öffnen und meine ehrliche Geschichte mit dir teilen.
ESK-Freiwilligendienst in Vorarlberg – Wo? Wann? Warum?
Am 2. September 2019 begann meine Reise in dieses sehr besondere Gebiet: Vorarlberg (zumindest behaupten das alle, außer die Wiener, haha). Ich muss ehrlich sagen, vom Wetter her, war es mir klar, dass ich sehr gut mit dem Regen umgehen lernen sollte, denn als ich mit dem Flugzeug gelandet bin, war es kalt und… falls du es dir vorstellen kannst oder nicht, es regnete unaufhörlich. Aber ich war schon zufrieden, dass ich die unerträgliche Hitze aus meinem Heimatland loswerden konnte.
Jetzt denkst du dir wahrscheinlich: „Falls sie schon mit einer negative Sache diese Geschichte begonnen hat, wird es auch nicht besser werden. Schreibt sie einen Beschwerdebrief oder wie?’’ – Nah, eigentlich ist mein Empfang hier echt voll schön gewesen, da ich gleich zwei sehr nette Frauen kennengelernt habe, für die ich sehr dankbar bin.
Jetzt kommt die Frage: Warum ich tatsächlich ins Ausland gezogen bin? Ehrlich gesagt: Durch meine Reiseerfahrungen hatte ich schon ein gutes Bauchgefühl für Österreich und da ich auch die deutsche Sprache liebe, wollte ich näher zu ihrer Kultur und den Menschen gelangen. Ich begeistere mich auch voll für Sprachen und Multikulturalität und ich mag es nicht, sehr lange in meiner Komfortzone zu bleiben, also wollte ich unbedingt so eine tolle und herausfordernde Erfahrung ausprobieren.
Was habe ich erlebt?
Es ist gerade Februar. Es sind schon fast sechs Monate von meinem Projekt vergangen, also schon die Hälfte. Ich und meine Freunde, die auch Freiwillige sind, fragen uns oft, wie es sein kann, dass die Zeit so still bleibt und uns doch bald auseinander reißen wird. „So ist es, das Leben’’, höre ich immer, aber oh… wie sehr ich mir manchmal wünsche, die Zeit stoppen zu können. Doch was wunderschön ist, ist die Tatsache, dass ich nie so viele Veränderungen in nur ein paar Monaten erlebt habe. Es gibt auch einen Spruch, der das sehr gut bezeichnet: Die schlechte Nachricht ist, dass nichts gleich bleiben wird. Die gute Nachricht ist aber, dass nichts gleich bleiben wird. Ich lebe für die Vielfalt und Diversität.
Ich bin nicht die Person, die im September hierhergekommen ist, aber auch nicht die, die im Jänner hier war. Bin mir nicht ganz sicher, ob ich die gleiche Andreea (ja, mit zwei e geschrieben) bin, die ich gestern war. Jeden Tag kommen mir so viele Gedanken durch den Kopf, oder Leute die meine Meinung indirekt verändern, oder schlechte Launen, die dazu helfen, um immer besser zu werden.
Kurz zusammengefasst, habe ich in diesem halben Jahr Veränderung, wahre Freundschaft, (zu) viel Spaß (naaa…es gibt niemals zu viel Spaß!), brutal schlechte Tage und Stimmungen, Vorurteile wegen meiner Herkunft erlebt, neue Kenntnisse, eine frische Mentalität, unglaublich viel Inspiration, mehr Kraft, unendliches Lächeln, feste Umarmungen und besondere Menschen kennengelernt und bekommen. Ich bin sehr dankbar für alles.
Bist du neugierig, was ich meinen Freunden erzählen würde?
Erstmals würde ich immer mit unseren Geschichten anfangen, die mit der Küche in unserer Unterkunft zu tun haben. Dies ist nicht eine gewöhnliche Küche. Sie steht für ein schwarzes Loch, wo du reinkommst und vielleicht, falls du Glück hast, nach fünf oder sieben Stunden wieder flüchten kannst. Oder für einen Ort, wo solche Sachen passieren, an die du dich ein Leben lang erinnern würdest, aber nicht kannst, weil du zu viel getrunken hast. Egal was dort passiert, du weißt sicher, dass alles dort bleiben wird und dass deine Freunde, nachdem du versucht hast, die Treppe runterzurollen, dafür sorgen werden, dass du sicher in dein Zimmer kommst (spasibo mamochka haha).
Danach würde ich ihnen erzählen, was für ein Traum es ist, in Vorarlberg zu wohnen. Falls du früher nicht eine naturbegeisterte Person warst, dann wird sich das hier ändern. Es ist das, dass ich jeden Morgen, wenn ich den Bach überquere, um zur Bushaltestelle zu gelangen und dann mit dem Bus 20 Minuten nach Lustenau fahre, was mich unglaublich glücklich macht. So eine Gelegenheit zu haben, täglich mehrmals solche Blicke zu bekommen, macht mir wahnsinnige Freude. Dort, wo die hohen Berge gleichzeitig vom Himmel und vom großartigen Bodensee geküsst werden, dort sehe ich meine Zukunft.
Was mich noch sehr begeistert, ist meine ESK-Aufnahmeorganisation, die Offene Jugendarbeit Lustenau (www.ojal.at ), die sehr offen zu mir, meinen Ideen und Wünschen ist und sich flexibel und sehr unterstützend zeigt. Darum bin ich auch sehr dankbar.
Falls du auch daran interessiert bist, so eine Erfahrung zu machen, würde ich dir empfehlen, immer neugierig, mutig, offen und stark zu bleiben.
Für mich war am Anfang alles sehr intensiv, da sehr viele Ereignisse auf einmal passiert sind: alleine wohnen, kochen, Wäsche waschen, meine Zeit selbst organisieren (ich habe zwei oder drei Monate gebraucht, um ein Gleichgewicht zwischen meiner Arbeit, meinem Privatleben und dem Haushalt zu schaffen… also mach dir keine Sorgen, falls nicht alles von Anfang an klappt, es ist NORMAL, jeder hat sein eigenes Tempo).
Es war komisch, weil kaum jemand Hochdeutsch sprach, eher nur Dialekt, was für mich gar kein Deutsch war. Auch um Englisch und Deutsch in Abwechslung benutzen zu müssen, war zu gewissen Zeiten ziemlich verwirrend.
Was ich als Schwierigstes empfunden habe, war der Kulturschock, den ich nur nach zwei Monaten bemerkt habe. Ein Unterschied zwischen meiner und der österreichischen Kultur, Mentalität war für mich bemerkbar, von der Art wie die Leute hier Beziehungen aufbauen und Spaß haben. Es war zeitweise sehr schwer für eine sehr warme Person wie mich, um sich an die Kühle und Distanz der Menschen (natürlich nicht alle) zu gewöhnen und deswegen konnte ich das Einsamkeitsgefühl anfangs für eine längere Zeit nicht loswerden.
Emotionell war es anstrengend, aber auch sehr spannend, alles von Anfang an zu erleben und zwei oder drei Monate lang immer wieder neue Leute kennenzulernen. Ich habe mich immer gefragt, wem ich jetzt vertrauen kann und mit wem ich sprechen kann. Es schien so, als ob mich niemand wirklich gut genug verstehen könnte und das war richtig schmerzhaft. Das ist so, bis du das Glück hast, eine oder mehrere Personen zu treffen, die dir ähnlich genug sind, um mit dir mitfühlen zu können. Ich war eine von denen und so habe ich eine Freundschaft für (hoffentlich) ein Leben lang gewonnen.
Ich muss auch jeden Tag die Entscheidung treffen, ob ich diese Unterschiede akzeptieren und mich daran gewöhnen kann oder nicht. In dem Moment, wenn du Ja sagst, wird alles leichter. Aber du mussst Zeit und Geduld mit dir selbst haben und hiermit will ich zu meiner nächsten Idee kommen, und zwar wieso du dich so viel veränderst. Es geht darum, dass, wenn du leidest, die Umwandlung kommt, weil du deine aktuelle Situation verändern willst, um nicht mehr weiter traurig zu sein. So versuchst du viele Methoden und dabei beginnst du dich auch besser kennenzulernen. Du merkst vielleicht, welche Fehler du machst, wie du dich verbessern könntest und so bildest du unbewusst das beste ICH. Schön, oder? Entwicklung ist alles!
Was ich noch sehr wichtig finde, ist, dass du dich in diesem Prozess nicht verlierst und dir treu bleibst. Ich war sehr nah dran. Ich bin sehr verschieden zu den meisten Menschen, die ich hier kennengelernt habe. Viele haben mir oft das Gefühl gegeben, dass ich zu viel, zu laut, zu bunt, zu verrückt, zu warm bin… was am Anfang sehr schmerzhaft war, bis ich die richtigen Personen kennengelernt habe, die mich daran erinnert haben, wie wichtig es ist, authentisch und DU zu bleiben.