ESK-Freiwilligendienst

Eine unvergessliche Zeit in Kielce

Als ich letztes Jahr nach meiner Matura einen Auslandsaufenthalt plante, musste auch ich meine Pläne den neuen Bedingungen durch den Coronavirus anpassen. Meine Erwartungen lagen erst bei einer Reise nach Südamerika – bei sonnigen Plätzchen, exotischem Essen, der temperamentvollen spanischen Sprache und dem herzlichen Gemüt der Einheimischen. Die Pandemie machte mir dabei aber einen Strich durch die Rechnung, weshalb ich mich dazu entschied, in Europa zu bleiben.  Da ich nach einem Projekt mit einer Dauer von maximal 6 Monaten suchte, stieß ich nicht auf allzu viele Treffer. Und so landete ich schließlich in dem Städtchen Kielce in Polen.

Meine Erwartungen waren wohl ziemlich von Stereotypen und Vorurteilen geprägt: gestohlene Autos, übermäßig viel Wodka, griesgrämiges Gemüt und eine unerlernbar schwierige Sprache.  Die Realität stellte sich zu meiner Freude als sehr viel positiver heraus.

Die Mehrheit der Leute, mit denen ich in Kontakt war, bestand aus anderen Freiwilligen, die von überallher nach Polen gereist waren. Mit fast 20 Freiwilligen in dieser Organisation bildeten wir eine Art internationale und sehr diverse Familie. Unsere Gruppe bestand aus einer Mixtur aus Kolumbien, Spanien, Madagaskar, Frankreich, Italien, Ukraine, Griechenland, Türkei, Georgien, Armenien, Aserbaidschan, Pakistan – und mir, aus dem Ländle. Das Zusammenarbeiten und -leben mit jungen Leuten aus derart verschiedenen Kulturen fand ich extrem interessant und lehrreich. Wir unternahmen viel miteinander und hatten eine Menge Spaß. Nach nur wenigen Monaten hatte ich meine Projektgenossen bereits sehr ins Herz geschlossen, weshalb der Abschied wirklich schwerfiel.

Die einheimischen Polen, denen ich begegnete, waren sehr freundlich und höflich. Jene, die ich besser kennenlernen durfte, sind mir allesamt sehr sympathisch gewesen. Was mein Vorurteil über den Wodka in Polen betrifft, lag ich vielleicht nicht ganz falsch. Wodka, was in den slawischen Sprachen so viel wie „Wässerchen“ bedeutet, wird von vielen auch so getrunken – wie ein Wässerchen.

Was die scheinbar unerlernbare Sprache betrifft, so entpuppte sie sich als etwas erlernbarer als erst angenommen. Die Kinder in dem Kindergarten, in dem ich arbeitete, störten meine fehlenden Sprachkenntnisse recht wenig. Darum kam ich täglich in den Genuss von mehr oder weniger langen Erzählungen auf Polnisch, die ich mit unterschiedlichen Reaktionen erwiderte, und hoffte, dass sie einigermaßen angebracht waren. Doch auch wenn sie nicht gepasst hatten, haben die 4-jährigen Kinder mir das nicht übelgenommen. Im Laufe der Zeit lernte ich ein bisschen Polnisch, was es mir ermöglichte, mit den Kindern zu kommunizieren. Ich genoss die Zeit im Kindergarten und so war auch der Abschied von den Kindern recht schwer.

Polen hatte zwar nicht so viel Sonne und exotisches Essen zu bieten, wie ich mir das erst von einer Reise außerhalb Europas erhofft hatte. Trotzdem verbrachte ich dort eine unvergessliche Zeit und schloss sogar das polnische Flair ins Herz. Bereits jetzt freue ich mich darauf, Mitglieder unserer „internationalen Familie“ wieder zu treffen und all die Erlebnisse nochmals aufleben zu lassen.

Mein Freiwilligendienst in Polen war wunderschön, sogar mit dem unsichtbaren Begleiter Covid-19. Ich werde mir immer gerne Erinnerungen aus dieser Zeit ins Gedächtnis rufen, und jedes Mal wird sich mit ihr ein Lächeln auf mein Gesicht schleichen.

Tipp

Du interessierst dich für einen ESK-Freiwilligendienst? Dann informiere dich am 27. April 2021 um 19 Uhr beim Online-Infoabend. Die Anmeldung und weitere Infos findest du hier: ESK-Infoabend