AuslandESK-Freiwilligendienst

Erfahrungsbericht ESK-Freiwilligendienst in Litauen

Mein Name ist Sabine und ich komme aus Lauterach. Ich bin 26 Jahre alt und bin am Sulzberg aufgewachsen. Bislang habe ich niemanden gekannt, der längere Zeit im Ausland war und habe vermutlich deshalb auch nie darüber nachgedacht, so etwas einmal zu machen. Ich bin gelernte Einzelhandelskauffrau und bin bereits sieben Jahre auf diesem Gebiet tätig.

In der Zeit vor meiner Anmeldung beim aha habe ich viele Leute kennengelernt, die schon im Ausland waren oder nach der Matura ins Ausland gehen wollten. Daraufhin habe ich mir gedacht, ich bin seit 25 Jahren immer am gleichen Ort und wenn andere, zum Teil jüngere Personen das können, dann kann ich das auch. Eine Bekannte erzählte mir von ihrem ESK-Freiwilligendienst, was mein Interesse an diesem Programm weckte. Ich erkundigte mich im aha-Jugendinfozentrum in Dornbirn und besuchte den Informationsabend. Es ging dann alles sehr schnell, da mein gewähltes Projekt in Litauen bald startete.

Als ich in Panevezys (Litauen) ankam, wurde ich von allen sehr freundlich empfangen. Ich lernte auch gleich meine neue Mitbewohnerin aus Georgien kennen. Wir wohnten zusammen in einer WG und arbeiteten auch zusammen in einem Kindergarten.

Der Grund, warum ich genau dieses Projekt gewählt habe war, dass ich schon immer mal die Erfahrung machen wollte, Kinder zu betreuen. Entgegen meiner Erwartung betreuten wir dort nicht nur Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren, sondern auch schon welche mit ein bis zwei Jahren. Ich habe unter anderem aus dem Projekt mitnehmen können, dass es sehr wichtig ist, Kindern ein geregeltes Umfeld, eine Routine und viel Aufmerksamkeit zu geben. Geduld steht hier fast an oberster Stelle. Kinder sind oft schwierig. Aber es ist dankbar und schön mit ihnen zu arbeiten.

So war ich zwischendurch immer wieder in zwei unterschiedlichen Altersgruppen tätig. Zum einen war da die Kleinkindgruppe und zum anderen gab es die schon etwas älteren Kinder. Da ich nur ein paar Wörter Litauisch spreche, musste ich immer dort eingeteilt werden, wo die Kindergartentante auch Englisch konnte.

Der Kindergarten öffnete immer morgens um 07.30 Uhr. Die Kinder, die vor 8.30 Uhr in den Kindergarten gebracht wurden, bekamen sogar Frühstück. Gegen 10 Uhr gab es Früchte oder Joghurt und wenn es nicht regnete wurden die Kinder zum Rausgehen angezogen. Die Kleinkindgruppe bekam immer als erstes Mittagessen, da sie früher ihren Mittagsschlaf benötigte. Dann kamen die älteren Gruppen dran. Alle Kinder schliefen aber grundsätzlich bis 15 Uhr.

In der Kleinkindgruppe waren die Kinder meist sehr schnell zufrieden, wenn sie Spielsachen hatten oder sich miteinander beschäftigen konnten. Wir haben aber auch oft mit ihnen das Benutzen von Klebstoff, Wasserfarben und Zeichnen geübt. Für spezielle Anlässe wie z. B. Ostern oder den Muttertag waren diese Fertigkeiten dann hilfreich.

Auch die älteren Gruppen im Alter von fünf bis sechs Jahren waren nicht faul. Dort wurde jeden Morgen vor dem Frühstück getanzt oder es wurden Dehnungsübungen gemacht. Die Kinder haben Gedichte gelernt, schon viel gezeichnet und gerechnet und sogar schon ein paar Wörter Englisch gelernt. Highlight war aber das Lied „Babyshark“, welches jeden Tag mehrmals lief. Dieses Lied wurde von den Kindern über alles geliebt. Dazu tanzten und lachten sie. Es war jedes Mal wieder schön anzusehen oder sogar mitzumachen. Zum normalen Programm gab es für die Eltern auch noch die Möglichkeit, die Kinder für Tanzen oder Basketball anzumelden. Dafür wurden die Kinder sogar zweimal in der Woche von einem Trainer abgeholt.

Während der Zeit, in der die Kinder schliefen saßen wir in der Anfangszeit im Litauisch-Unterricht. Wir erhielten 36 Stunden bis Mitte April. Wir haben auch viel Dekoration für den Kindergarten gemacht, da das 40-jährige Jubiläum vor der Tür stand. Um 15.30 Uhr bekamen die Kinder, die noch nicht abgeholt wurden, Abendessen. Bis 18 Uhr wurden dann aber alle abgeholt. Der Arbeitstag endete für mich aber jeweils schon um 15.30 Uhr.

Die Freizeit nutzten wir, um Orte und Sehenswürdigkeiten anzusehen. Auch die Knüpfung neuer Freundschaften aus den verschiedensten Ländern kam nicht zu kurz. Wir waren unter anderem in Warschau, Helsinki und Vilnius und haben Leute aus der Türkei, aus Spanien und Griechenland kennengelernt. Das Reisen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist dort sehr günstig und wurde dementsprechend viel von uns genutzt.

Der ESK-Freiwilligendienst ist eine tolle Möglichkeit, Auslandserfahrung zu sammeln, neue internationale Freundschaften zu schließen, seine Sprachkenntnisse zu verbessern und andere Kulturen kennenzulernen.

Für jemanden, der sich in der Lage fühlt, so etwas zu machen, kann ich den ESK-Freiwilligendienst nur empfehlen. Ich persönlich würde sagen, dass ich durch diese Erfahrung selbstbewusster, eigenständiger und mutiger geworden bin. Ich habe dadurch zu schätzen gelernt, welchen hohen Standard wir bei uns haben und habe auch verstanden, dass es nicht jedem Land so gut geht wie unserem.

Es war für mich ein großer Schritt, diese Erfahrung zu machen. Ich kann aber sagen, dass ich es nicht bereue und stolz bin, dass ich es durchgezogen habe.