Ausland

Fraser Island: Strand als Highway, Naturphänomene und Todesklippen

Am 11. März begann unser dreitägiges Abenteuer nach Fraser Island. Alles was wir wussten war, dass wir die sogenannte „Sandinsel“ besichtigen würden, und zwar mit Geländewagen, die wir selbst fahren würden!!

Das Ganze begann beim Hostel „Nomads“ in Noosa. Von dort holte uns um 7 Uhr morgens ein Bus ab und brachte uns zu den Autos. Nach einer kurzen Einführungsrunde und Gruppenaufteilung ging es dann auch schon los auf das Frachtschiff nach Fraser Island. Vorgesehen bei dieser Tour ist, dass sich die Fahrer fairerweise immer wieder abwechseln. In Australien darf man erst ab 21 Jahren fahren. Die Grüppchen werden nach einer Liste von Personen, die sich als Fahrer gemeldet haben aufgeteilt, damit in jedem der drei Autos ca. gleich viel Fahrer und Nicht-Fahrer sind. Wir hatten leider das Pech, dass sich zwei gar nicht als Fahrer gemeldet hatten und dann im Laufe der Tour plötzlich doch fahren wollten. Unser Auto hatte also insgesamt acht Personen, jeder davon wollte das Fahrzeug mal steuern. Hat uns schon ziemlich genervt, aber es gibt Schlimmeres.

Fraser Island hat eine der höchsten Haidichten der Welt, deshalb ist an dem Kilometer langen Strand auch meistens keine Menschenseele anzutreffen. Perfekt um die Strecke als Highway und Landebahn zu benutzen. Landebahn?! Ja genau, hier landen Flugzeuge am Strand. Wisst ihr, warum wir das wissen? Keine zehn Minuten nachdem wir auf der komplett aus Sand bestehenden Insel mit unserem Geländewagen aufgefahren waren, flog ein kleines Flugzeug über unsere Köpfe hinweg und landete ein paar Meter weiter. Darüber informiert hatte uns komischerweise niemand, ihr könnt euch vorstellen wie leichte Panik aufkam, als wir sahen, dass von hinten ein Flugzeug direkt auf uns zugeflogen kam – haha.

Die Sandinsel ist reich an Dschungel. Verschiedenste Pflanzenarten wachsen hier aus dem Nichts… naja aus dem Sand halt. Wie diese Vielfalt oder die Standhaftigkeit der Bäume überhaupt möglich ist, weiß keiner so genau.

Neben Schlangen und Spinnen wurden uns auch Dingos angekündigt, bevor wir auf der Insel ankamen. Da wussten wir noch nicht mal was Dingos überhaupt sind. Für alle, die wie wir unwissend den Kopf schütteln, Dingos sind eine Art Wildhunde mit hellbraunem Fell. Sie sehen zwar süß aus, finden Menschen, die ihnen zu nahekommen aber gar nicht cool. Deshalb wird einem von allen Seiten ein möglichst großer Abstand ans Herz gelegt.

Es starteten die ersten Minuten im Sand. Da saßen wir hinten, doch schon da fühlten wir deutlich, wie wenig Kontrolle man beim Fahren hat. Was für uns natürlich super lustig war 😉 Unser Guide fuhr vor, die drei gelben Geländewagen hinterher. Verliert man die Kontrolle über das Fahrzeug, gibt es einen ganz einfachen Trick: Einfach das Lenkrad loslassen. Die Räder gehen von selbst wieder in irgendeine Spur. Klingt richtig einfach, oder? In der Praxis funktionierte das dann so halb gut – haha. Aufpassen musste man nur, sobald einem das Meer in den Weg kam, da gibt es die klare Anweisung sofort wegzulenken. Salzwasser ist ja bekanntlich nicht der beste Stoff für den Unterboden eines Autos 😉

Diese Fahrt hatte das Ziel „Lake Wabby“, ein kleiner Badesee inmitten der weitreichenden Ketten von Sandbergen. Nach dem Parken und einem kurzen, aber heißen, Fußmarsch durch eine Sandlandschaft standen wir auch schon davor. Der Boden verlief steil nach unten und am „Grund“ war ein kleiner See. Auf der Seite, von der wir kamen, war eine Landschaft aus Sand mit ein paar grünen Fleckchen, auf der anderen Seite grüner Wald. Das besondere an Lake Wabby ist, abgesehen davon, dass er sich einfach mitten im Nichts befindet, dass diese kleinen Knabberfische darin leben. Ihr wisst schon, die, für die man in Urlaubsorten im Spa Geld bezahlt und die einem überschüssige Hautschüppchen von den Füßen fressen. Wir konnten uns einfach bis zum Hals ins Wasser setzen und uns vollständig entschuppen lassen – haha. Was für ein irres Gefühl, wenn so zehn kleine Fische an deinen Armen, Beinen, Achseln, einfach an Allem was nicht mit Stoff bedeckt ist, rumknabbern!

Später fuhren wir mit unserer abgestorbenen-Hautschüppchen-freien Haut in unser Hostel, dort teilten wir uns das Zimmer mit vier anderen aus unserer Gruppe.

Der nächste Tag brach an und wir schwangen uns wieder hinters Lenkrad. Auf dem Weg zu unserem nächsten Stopp begrüßte uns noch ein Dingo am Strand. Die Türen und Fenster des Wagens mussten immer geschlossen sein, wenn wir parkten. Die Dingos sind nämlich schlau und sobald sie was zu essen wittern, ist es kein Problem für sie, in ein Auto einzusteigen und alles zu stehlen, was sie finden können. Dieser hier lag gemütlich vor den ganzen geparkten Autos, heulte einmal, stand dann auf, heulte nochmal und spazierte gemütlich davon. Unser erster Halt war bei einem Fluss, dessen Wasser so rein ist, dass man beim Ort, an dem er entspringt, davon trinken kann. Eine Brücke führt vom Strand ins Grüne, Fußmarsch vielleicht zwei Minuten. Am Ende der Brücke angekommen, kann man von einer Treppe aus in das kleine Flüsschen steigen. Dass dieses Wasser super frisch ist, bemerkten wir sofort, als wir uns von der Strömung des Flusses, an den Strand „treiben“ ließen. Wir bemerkten es nicht, weil wir zufällig Experten in der Erkennung von Wasserreinheit sind ;). Nein, das Wasser war einfach nur richtig „frisch“ kalt – klingt total logisch, oder? Kaltes Wasser = frisches Wasser (Theorie bitte nicht im Alltag anwenden – haha). Wir mussten uns ins Wasser legen und mit Hilfe der Hände mit der Strömung „mitkrabbeln“. Das war sogar die Anweisung unseres Guides: ging jemand nicht komplett rein, durfte er nicht mehr mitfahren. Unser Guide klingt doch echt sympathisch oder ;)? War man jedoch einmal drin, war es kein Problem mehr. Ihr müsst euch vorstellen, der Anfang des Flusses ist umgeben von Natur, wie im Dschungel und verläuft dann am Strand entlang, dort kann man auch super einfach ein bisschen im knöcheltiefen Wasser plantschen, anschließend mündet er ins Meer.

Nach dieser kleinen Abkühlung ging es weiter zu einem seeeehr alten Schiffswrack. Die SS Maheno schipperte seit 1905 als Luxusliner regelmäßig zwischen Australien und Neuseeland hin und her.

1935 sollte sie von einem anderen Schiff nach Japan zur Verschrottung gebracht werden. Das Ruder und die Schiffsschrauben wurden entfernt, um den Wasserwiderstand so gering wie möglich zu halten. Doch anscheinend war die SS Maheno nicht bereit, ihre Heimat endgültig zu verlassen. Beim Transport zog ein Zyklon auf, die SS Maheno wurde vom anderen Schiff losgerissen und strandete auf Fraser Island. Eine wahnsinnige Geschichte, die Einwohner von Fraser Island feierten immer wieder Feste und Hochzeiten auf dem ehemaligen Luxusliner. Heute sieht man kaum noch etwas von diesem eigentlich so riesigen Schiff. Es ist gänzlich verkrustet und lediglich das Deck ist noch zu sehen. Wellen spülen regelmäßig Sand in das Wrack, somit wird es stets schwerer und versinkt nach und nach im Sand. Anscheinend soll es noch dieses Jahr gänzlich verschwinden. Kaum zu glauben.

Später beim Lunch an einem Picknick-Platz gesellte sich eine Art Waran zu unserer Gruppe. Unser Guide war erstaunt, wie selbstverständlich das Tier zwischen unseren Beinen durchkroch. Denn eigentlich sollen diese Tiere ziemlich schnell das Weite suchen, wenn man versucht, sie zu vertreiben, was unser Guide ca. eine halbe Stunde lang versuchte. Für uns, die sicher auf der Sitzbank standen und zusahen, war das ein sehr unterhaltsames Programm – haha.

Unser kleines Abenteuer ging weiter, wir saßen wieder in unseren Autos und fuhren den Strandhighway entlang. Von der Ferne konnte man schon Menschen auf der „Straße“ erkennen. Was sie da aber genau machten, war uns ein Rätsel. Doch unser Guide wusste sofort, was da los war. Wir flitzten an ihnen vorbei und unser Toni, das war übrigens der Name unseres Guides, wendete anschließend, um an der Stelle zu parken, an der die inzwischen verschwundenen Menschen gestanden hatten. Wir stiegen aus und warteten gespannt, Toni war in der Zeit schon Richtung Meer spaziert. Er kam mit einer Schlange in den Händen zurück. Richtig lässig, ohne mit der Wimper zu zucken, nahm er das Tier vom Boden auf, um es zu uns zu bringen. Es war eine Wasserschlange, eine tödlich giftige Wasserschlange, um genau zu sein. Die Zähne dieser Schlangenart sind allerdings so klein und schwach, dass das Gift nur in die Blutlaufbahn geraten kann, wenn die Schlange eine Stelle mit sehr dünner Haut erwischt, wie z.B. die Augenlider oder die Haut zwischen den Fingern. Erwischt sie nämlich so eine Stelle, kann man sich in einer Viertelstunde von seinem Leben verabschieden. Die Ruhe des Guides übertrug sich jedoch auf uns alle und wir musterten die Schlange von oben bis unten, wie beeindruckend ist das bitte?! Wir durften eine tödlich giftige Schlange aus nächster Nähe sehen!

Wir setzten die Fahrt fort zu sogenannten „Champagner Pools“, eine Reihe Naturpools, die alle paar Minuten von Wellen überspült werden, dadurch bildet sich weißer „Schaum“ aus Luftbläschen an der Oberfläche. Die Location ist wunderschön und es macht echt Spaß, einfach mal abzutauchen und die Fische am Grund der Pools zu beobachten. Allerdings muss man auch ganz schön aufpassen, denn die Wellen, die in die Pools kommen, bringen ab und zu eine richtige Wucht mit sich. Steht man gerade auf einem der Ränder an den Becken, besteht die Gefahr auszurutschen und sich an den Korallen/Muscheln zu schneiden. Ich schnappte mir die GoPro und tauchte einfach mal am Boden des Pools entlang. Als ich mit das später ansah, staunte ich nicht schlecht: Beim Tauchen hatte ich vielleicht drei oder vier Fische erkannt, doch es waren sicher 20, die sich da drinnen tummelten. Ich frag mich bis heute noch, wie das denn geht, da ist doch nichts außer Sand und ein paar Steinen, die die Poolwand bilden. Wie überleben die da drin?!

Die Zeit verging wie im Flug und dann standen wir auch schon vor der nächsten Attraktion.

Plötzlich wurde Toni richtig ernst. Wir wanderten zu einer Klippe, von der man richtig gut in eine Bucht runter schauen konnte, um vielleicht den einen oder anderen Rochen oder Hai zu beobachten. Der Wind oben auf der Klippe ist stärker als unten am Strand. Lehnt man sich über den Rand, kann man durchaus das Gefühl bekommen, der Wind trägt einen. Das lädt natürlich dazu ein, sich weiter raus zu lehnen. Lässt der Wind jedoch nach, hat man sein ganzes Gewicht wieder selbst zu tragen. Im schlimmsten Fall verliert man das Gleichgewicht völlig. Anscheinend sei das auch schon mehr als einmal passiert. Die Klippe ist geschätzt 30 Meter hoch, unten in der Bucht ist alles voll mit großen Steinen. „Solltet ihr runterfallen, seid ihr zu 99% gleich tot. Falls das nicht der Fall sein sollte, würdet ihr es nie wieder an den Strand schaffen, davor werdet ihr von einem Hai zerfleischt. Geht also auch nicht davon aus, dass euch irgendwer retten kommen würde. Keiner will sich wegen Übermut selbst in Gefahr bringen.“ Und ja, genau so hat er das gesagt. Wir schluckten unseren Kloß im Hals runter und bewegten uns, ganz vorsichtig, zum Rand der Klippe. Die Angstmache unseres Guides zeigte Wirkung und jeder war richtig vorsichtig. Tatsächlich konnten wir auch zwei Rochen von oben sehen. Es gibt ein Foto von uns, auf dem es so aussieht, als ob wir fast direkt am Abgrund sitzen. In Wirklichkeit war es einfach nur der Winkel, der ein paar Zentimeter unseres Abstandes zum Abgrund wegzauberte. Die größte Sorge meiner Mama ist es ja immer, dass wir beim Versuch ein Selfie zu machen, einen Abgrund runterstürzen. Es ist zwar kein Selfie, jedoch muss ich immer daran denken, wenn ich dieses Foto sehe ;).

Das Highlight des ganzen Trips war für uns definitiv am letzten Tag. Wir standen früh auf und fuhren zum Lake McKenzie. Zuerst aber eine Fahrt durch den Dschungel, die uns alle im wahrsten Sinne des Wortes so richtig wachschüttelte. Parken, ein kurzer Fußmarsch und dann standen wir vor diesem riesigen See. Und Leute, bei diesem Anblick blieb uns die Luft weg. Weißer, feiner Sand, der uns den Weg in ein schon surreales klares Wasser zeigte. 50 Meter durch das klare, ins türkis verlaufende Wasser und dann kam ein plötzlicher Farbkontrast ins tiefe Dunkelblau. Der Grund war ein abrupter Absatz, der acht Meter in die Tiefe ging, es sah aus, als reichte diese steile Sandrutsche bis ins Unendliche. Um den See sah man nur Sträucher und Bäume. Das ist ein See, der eher dem Meer auf den Malediven gleicht, umzingelt von Dschungel. Wow. Einfach nur wow. Was für ein irres Wunder der Natur. Aber nicht nur die Wahnsinns Aussicht, kristallklares Wasser und grüne Natur hat Lake McKenzie zu bieten. Der weiße, feine Sand ist ein richtiger Alleskönner.

Wir peelten unseren ganzen Körper, schliffen unsere Ringe und putzen unsere Zähne damit. Ja genau, ihr habt richtig gelesen, wir haben den Sand in den Mund genommen und mit unseren Fingern die Zähne geputzt – haha. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass eine regelmäßige Anwendung gut für die Zähne ist, weil ich mir irgendwie vorstellen kann, dass man sich den ganzen Zahnschmelz runterkratzt, aber wir MUSSTEN es einfach ausprobieren. Die Zähne fühlten sich super weich an, genau wie unsere Ringe und unsere Haut. Ich glaube unser Guide Toni bezeichnete den Sand als „magisch“ ;).

Laura und Fabian, ein deutsches Paar aus unserer Gruppe, mit denen wir auch unser Zimmer teilten, hatten ihre Drohne dabei und die Bilder, die dadurch entstanden, sind einfach nur der Wahnsinn. Wie gerne wären wir den ganzen Tag dortgeblieben. Doch irgendwann war es Zeit, den Weg zu einem letzten Lunch und danach die Rückfahrt anzutreten. Dieser See hat sich echt in unser Gedächtnis eingebrannt, ihr könnt euch nicht vorstellen, wie wunderschön das aussah. Bis dahin hatten wir kein Erlebnis, das wir unter dem Begriff „das war unser Lieblingsplatz“ laufen lassen konnten, weil alles zusammen so toll war. Jedoch hat sich das an diesem Tag, dem 13. März, geändert. Ohne das Wissen, dass noch weitere solcher prägender Plätze folgen würden 😉

aha-Tipp

In unserer aha Home Edition – welt weit weg erzählen Jugendliche von ihren Auslandserfahrungen und ihren Erlebnissen bei Weltreisen oder beim ESK-Freiwilligendienst. Alle Termine findest du unter www.aha.or.at/aha-home-edition-wwweg