Sonia erzählt von ihrem derzeitigen ESK-Freiwilligendienst im aha in Dornbirn.
Hallo, ich bin Sonia, ich komme aus Spanien und absolviere derzeit einen 11-monatigen ESK-Freiwilligendienst in der Marketingabteilung des aha Jugendinformationszentrum in Dornbirn. Ich bin seit zwei Monaten in Österreich und würde euch gerne von meinen bisherigen Erfahrungen erzählen.
Sharing is caring
Für den Beginn einer neuen Reise in ein anderes Land zu ziehen, ist nicht einfach, sich von seinen Angehörigen und dem Freundeskreis zu verabschieden, ist beängstigend, doch gleichzeitig winken neue Erfahrungen. Nach einem tränenreichen Abschied flog ich nach Zürich, wo es mit dem Zug weiter nach Dornbirn ging. Dort empfingen mich drei Mitarbeiterinnen mit offenen Armen und einem großen Willkommensbanner.
Mich einsam zu fühlen war eine meiner größten Sorgen, doch diese Angst verflog dank eines anderen ESK-Freiwilligen, der Monate vor Programmstart nach den Handynummern aller zukünftig in Vorarlberg lebenden Freiwilligen nachgefragt hatte, um sich gegenseitig kennenzulernen.
Als ich in meiner Unterkunft ankam und mein Zuhause für die nächsten 11 Monate kennenlernte, wurde ich schon von zwei ESK-Freiwilligen, mit denen ich zuvor Bekanntschaft geschlossen hatte, begrüßt und willkommen geheißen.
„Sharing is caring“ – dieser Satz ergibt für mich mehr Sinn denn je. Wir Freiwillige saßen alle im selben Boot und würden das nächste Jahr über eine Familie sein, unsere Gruppe wuchs schnell zusammengewachsen, wodurch die Anpassung an ein neues Land wesentlich erleichtert wurde.
Neue Erfahrungen
In der ersten Arbeitswoche galt es eine große Menge an Informationen zu verdauen, das ganze Team kennenzulernen und zu verstehen, wie die Organisation funktioniert. Alle waren sehr freundlich und verständnisvoll, sie gaben mir von der ersten Minute an das Gefühl, willkommen zu sein und halfen mir, mich in meine Aufgaben einzuarbeiten, wobei der Fokus auf der Erstellung von Social-Media-Inhalten sowie auf der Arbeitsweise der Marketingabteilung lag.
Die erste große Hürde stellte für mich die Sprachbarriere dar, zumal mein Deutschniveau sehr niedrig ist und die Social-Media-Inhalte in deutscher Sprache verfasst sein müssen. Alle von mir produzierten Videotexte mussten vor Veröffentlichung erst korrekturgelesen werden, was ich als frustrierend empfand.
Ich freue mich darüber, dass meine Meinung berücksichtigt wird. Wenn ich eine Idee habe, die zur Verbesserung beitragen kann, wird sie in Betracht gezogen und umgesetzt, und wenn ich mich für ein Projekt interessiere, an dem andere Abteilungen arbeiten, kann ich daran teilnehmen. Ich darf sogar eigene Projekte auf die Beine stellen, was ich gut finde, um eine Idee weiterzuentwickeln und neue Fähigkeiten zu erwerben.
Im Kollegenkreis verwenden wir Englisch als Kommunikationssprache. In der Mittagspause ist es normal, dass alle Deutsch sprechen, aber meine Kolleg*innen beziehen mich in ihre Gespräche ein, indem sie Englisch sprechen. Auch die Besprechungen finden auf Deutsch statt. Eine meiner Kolleginnen ist meine Dolmetscherin, und wenn sie nicht im Büro vor Ort ist, finden die Besprechungen auf Englisch statt, wofür ich sehr dankbar bin.
Für die Verbesserung meiner Sprachkenntnisse besuche ich einen Intensiv-Deutsch-Kurs, den das aha zur Verfügung stellt. Mein Ziel ist, gegen Ende meines ESK-Freiwilligendienstes fließender zu sprechen. Niemand in meinem Kurs spricht Englisch, sodass ich gezwungen bin, Deutsch zu sprechen, um mich mit ihnen zu verständigen. Das ist keine leichte Aufgabe, aber ein Ansporn für mich, die Sprache zu üben.
Pro und Contra
Das waren meine bisherigen Erfahrungen, doch nun lasst uns einen genaueren Blick auf die positiven und negativen Aspekte werfen.
Zunächst die positiven Aspekte:
- Die Natur ist wunderschön, wer sich fürs Skifahren und Berge begeistert, ist in Österreich genau richtig. Jede Stadt ist von erstaunlichen Berglandschaften umringt, es gibt eine Vielzahl atemberaubender Wanderwege. Ich kann es kaum erwarten, dass die Skisaison beginnt, damit ich die Pisten ausprobieren kann.
- Reisebegeisterte, wie ich selbst, kommen in Vorarlberg auf ihre Kosten: Die Schweiz und Deutschland liegen weniger als eine Stunde entfernt, Tirol ist innerhalb von zwei Stunden erreichbar, wo man berühmte Skipisten hinunterfahren kann. Wer jedoch nach Wien oder Salzburg reisen will, sollte sich besser auf eine mehrstündige Fahrt einstellen, da diese Bundesländer alles andere als in der Nähe liegen.
- Die Weihnachtszeit ist mir die liebste Zeit im Jahr, daher bin ein großer Fan von Weihnachtsmärkten. Mitte November eröffnen in allen Städten Weihnachtsmärkte, wo Glühweine geschlürft, die Cuisine genossen, Schneeschuhe geschnürt, Handgemachtes verkauft und mit Freund*innen um Feuerstellen gekuschelt werden kann.
- Die Süßwaren, oh mein Gott! In Österreich sind Süßwaren ein richtiges Kunsthandwerk, sie sind köstlich, auch wenn mir dafür die herzhaften Speisen nicht so gut schmecken. Die bekanntesten Gerichte sind Schnitzel, Raclette-Brötchen und Bratwürste.
- Ein gutes Samstagmorgen-Programm sind die Stadtmärkte, wo Lebensmittel, Gewürze, Naturerzeugnisse und so weiter zum Verkauf stehen.
- Die Menschen sind generell sehr freundlich und hilfsbereit.
- Der Öffentliche Verkehr ist durch Bus und Bahn gut miteinander verbunden und pünktlich. Innerhalb kurzer Zeit erreicht man jede Stadt – auch nach einer langen Partynacht gibt es immer einen Zug nach Hause.
- Für alle Nachtschwärmer und Partytiger: Dornbirn, Feldkirch, Bregenz und Lustenau warten mit einer Vielzahl an Pubs und Diskotheken mit unterschiedlichen Themenpartys und erschwinglichen Preisen auf. Normalerweise endet die Partynacht hier früher als in Spanien, sie beginnt meist um 21 Uhr und endet zwischen 2 und 4 Uhr nachts. Nicht vergessen Bargeld mitzunehmen, da vielerorts keine Bankomat- oder Kreditkarten akzeptiert werden.
Allerdings ist nicht alles schön, ein paar negative Aspekte sind mir auch aufgefallen:
- Erstens, das Wetter. Es regnet viel, sodass man immer einen Regenschirm dabei haben muss aus Angst vor einem drastischen Wetterumschwung. Da ich aus Spanien komme, bin ich täglich schönes Wetter gewöhnt, ich vermisse die Sonne.
- Obwohl die Städte tagsüber sehr sicher sind, muss man nachts vorsichtig sein, vor allem am Wochenende in der Nähe von Busbahnhöfen, wo man auf unangenehmen Personen oder Situationen stoßen kann.
- Wer nicht die Mittags- und Abendessenszeiten beachtet, endet bei Restaurants eventuell vor geschlossenen Türen. In Österreich wird zwischen 11:30 und 13 Uhr zu Mittag und abends zwischen 18:30 und 19 Uhr gegessen – ein großer Kulturschock für mich, denn in Spanien essen wir mittags zwischen 14 und 15 Uhr und abends zwischen 21 und 22 Uhr.
- Apropos Öffnungszeiten: Alle Geschäfte schließen zwischen 18 und 19 Uhr, auch die Supermärkte schließen um diese Zeit. Das gilt es zu berücksichtigen, wenn man am Abend noch etwas zu essen oder zu trinken kaufen will, auch wenn es einen Supermarkt namens Sutterlüty gibt, der erst um 21 Uhr schließt (nicht alle Sutterlütys, muss ich dazu sagen).
- Ich bin es zudem nicht gewohnt, Bargeld bei mir zu tragen, ich habe immer eine Kreditkarte dabei. Ich vergesse oft, dass viele Kneipen und Marktstände keine Kartenzahlungen annehmen und ich einen Bankomat finden muss, um Geld abzuheben.
Zum Schluss noch etwas, das ich merkwürdig an der der österreichischen Kultur finde: In der Arbeitswelt tragen viele Angestellte im Büro Hausschuhe. Sie tragen sie den ganzen Tag über, bis es Zeit ist, nach Hause zu gehen, und sie wieder ihre Straßenschuhe schlüpfen.
Und das ist das Ende meines Abenteuers, ich hoffe, es hat euch gefallen und ermutigt, selbst an einem ESK-Freiwilligenprojekt teilzunehmen. Es ist eine einzigartige Erfahrung, das kann ich versichern!