Ich – Anita, vom „Schwarzoberg“ bin derzeit in Honduras in Santa Rosa de Copán – die Hauptstadt des Kaffees, auch wenn ich gar keinen Kaffee mag. Vor einem Jahr wurde mir der Alltag zu langweilig und da habe ich mir gedacht, ich will nochmal ins Ausland, etwas Gutes tun – außerdem brauchte ich ein Abenteuer. Und ich hatte schwerstes Fernweh. Nun ja, jetzt bin ich hier, in den Bergen von Honduras, es ist sehr grün – überall Dschungel und Kaffeepflanzen. Im August bin ich in Tegucigalpa – der Hauptstadt von Honduras angekommen. Im Internet findet man ja allerlei Gruseliges über diese Stadt, generell über Honduras.
Aber ich kann euch sagen, wenn man aufpasst, passiert gar nichts – solange es hell ist kann man mit gutem Gewissen öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Ich glaube ja, dass das gefährlichste an diesem Land der Verkehr ist. Die Einheimischen fahren wie die Wilden und die Autos fallen fast bis ganz auseinander. Also, falls jemand mal nach Zentralamerika gehen will – Honduras darf auf jeden Fall nicht ausgelassen werden, es ist wunderschön hier.
Das Abenteuer beginnt
Ich hab schon ein bisschen was gesehen, ich war in ein paar kleinen Städtchen rundum Tegucigalpa, die echt wunderschön sind. Die Menschen hier – ein kunterbunter Mix aus verschiedenen Kulturen. Bevor ich nach Santa Rosa gezogen bin, habe ich noch die karibische Insel Utila besucht. Sie ist die Backpacker Insel von Honduras – der billigste Ort, um den Tauchschein zu machen. Den schenke ich mir selbst zu meinem 30. Geburtstag, nächstes Jahr dann. Am 19. September bin ich mit dem Bus von San Pedro Sula nach Santa Rosa gefahren. Ging es aufwärts sind wir ungefähr so schnell wie mein altes Moped gefahren – durchschnittlich 10 km/h. Und es ging viel aufwärts.
Irgendwann bin ich dann angekommen, Santa Rosa ist zwar eine Stadt, aber irgendwie doch wie ein Dorf, man grüßt sich, man kennt einander – zumindest kommt mir das so vor. Als ich ankam, konnte ich aufgrund eines Todesfalls nicht gleich anfangen zu arbeiten. Also gab man mir ein paar Nummern von Freunden von Freunden. Und so habe ich an meinem zweiten Tag schon einige nette Menschen kennengelernt, die ich mittlerweile zu meinen Freunden zähle. Ich spreche auch schon mehr Spanisch bzw. verstehe ich schon ganz viel. Ich bin sehr viel unterwegs, in meinem Projekt bieten wir Yoga und Tanzen an – da bin ich jetzt auch immer dabei. Dann gibt es eine Gruppe von Frauen, die sich jeden Mittwoch trifft – da gehöre ich natürlich auch dazu. An den Wochenenden bin ich meistens unterwegs mit Freunden – es gibt Berge und heiße Quellen hier in der Gegend. Manchmal haben wir auch Konzerte oder andere Veranstaltungen, die von meinem Projekt organisiert werden und dann arbeite ich natürlich auch am Wochenende. Dafür nehme mir dann wieder andere Tage frei, um die Gegend zu erkunden.
Ein Leben wie zuhause
Ich habe hier in Santa Rosa echt ein Leben wie zuhause in Österreich. Ich bin auch bei meiner Hostfamilie ausgezogen und wohne jetzt in einem Loft im Zentrum der Stadt. Ich bin ja doch schon etwas älter und möchte meine ganz eigenen Erfahrungen machen. Und ich hatte echt so ein Glück mit dieser Wohnung. Es gefällt mir, alles einzurichten und ich baue mir meine eigenen Möbel – hauptsächlich besteht alles aus Obstkisten, die mir eine nette Dame ganz günstig verkauft. Man bekommt in Santa Rosa echt alles, was man braucht. In einem Laden, in dem man sein Deo kaufen kann, findet man zum Beispiel auch gleich einen Kühlschrank, ein Bett oder auch ein Motorrad. Wer braucht schon ein Fachgeschäft, wenn man doch alles in einem Laden anbieten kann?!
Aber jetzt mal zum Wesentlichen die BOHNEN, genannt: FRIJOLES
Frijoles gibt es hier zu jeder Mahlzeit – Frühstück, Mittag- und Abendessen. Also von abwechslungsreicher Kost ist in Honduras nicht gerade die Rede.
Das Bohnenmus ist eine Art Püree und echt lecker zum Dippen mit Tortillachips – sau gut. Dann gibt es Baleadas, das ist Püree und Mantequilla (sollte Butter sein, ist aber eher eine Art Creme Fraiche) in einem Tortilla drinnen – mit Avocados und Platanos (Bananen) schmeckt es am besten. Bohnen als Eintopf gibt es zu jeder Mahlzeit, natürlich mit viel Fleisch und dicken kleinen Tortillas, Mantequilla und Reis und Platanos und so gut wie kein Gemüse. Schmeckt ja alles echt gut. Meistens. Aber jeden Tag Bohnen ist auf Dauer für einen europäischen Magen eine echte Herausforderung. Deshalb find ich es toll selber kochen zu können und meinen Kühlschrank mit frischem Obst und Gemüse vom Markt zu befüllen. Frische Ananas zum Frühstück und ein paar Maracujas, einfach herrlich. Oder Avocados und Tomaten. Obst und Gemüse schmeckt hier sehr sehr lecker.
Ich kann echt jedem nur empfehlen eine Reise nach Honduras zu machen. Oder einfach generell ein Auslandsjahr zu machen. Es gibt nichts Besseres als zu bemerken, wie man unbewusst auf einmal eine Sprache anfängt zu beherrschen oder auch kein Drama zu machen wegen einem kleinen Tierchen, das irgendwo herum krabbelt. Honduras ist ja nicht mein erster längerer Aufenthalt im Ausland. Früher, als Kind und Teenager, musste immer mein Vater kommen und die kleinsten Spinnen entfernen oder was auch immer und dann wollte ich in die große weite Welt – Kakerlaken OLE OLE. Mittlerweile sind mir diese Tiere sowas von egal, hier in Honduras ist in jedem Haushalt irgendwo eine Ameisenstraße und man teilt sich mit den Gekos das Schlafzimmer. Ich freu mich mittlerweile schon über jeden Geko, der mir über den Weg läuft – die fressen nämlich die Mücken 🙂
Arbeiten
Ganz vergessen, ich hab eines der besten Projekte, die man sich vorstellen kann. Es ist jetzt nicht gerade das, was man sich unter „Freiwilligenarbeit im Ausland“ vorstellt – da denkt man doch eher an einen Kindergarten oder Schildkröten retten. Ich arbeite hier eigentlich genau in den Bereichen, in denen ich auch in Österreich gearbeitet habe. CAP – Centro de las Artes y el Patrimonio, ein Zentrum für Jung und Alt, Kinder kommen und lernen Instrumente, andere kommen, um Breakdance zu üben, andere produzieren Musik oder Videos. Wir organisieren Ausstellungen, Konzerte und sonstige Veranstaltungen. Und ich, ich unterstütze, wo ich kann – sei es bei Aufnahmen eines Songs, beim Mischen von Konzerten, beim Plakate gestalten oder eine Animation für die Bewerbung einer Veranstaltung zu machen. Vielleicht erscheint dies manchen jetzt nicht so sozial, doch ich glaube Freizeitgestaltung und einfach mal das Leben genießen und gute Musik hören oder Kunst zu betrachten, gehört auch dazu. Vor allem für die Jugendlichen ist unser Hip Hop -, Rap -, Breakdance-Projekt sehr gut und wichtig.
Heimweh?!
Heimweh bekommt man hier eigentlich keins, nur manchmal hätte man gern Lustenauer Senf oder einen Bergkäse, doch diese Gelüste verschwinden auch wieder und man denkt dann wieder an den Dorfbrunnen aus dem Trinkwasser fließt – den ganzen Tag lang und hier gibt es keinen Brunnen und kein Trinkwasser. Manchmal hat man nämlich ein paar Tage kein fließend Wasser und auch keinen Strom. Das gehört aber dazu und ist ganz normal. Bin mittlerweile schon ganz gut mit Katzenwäsche und Haare hin und wieder mit kaltem Wasser und einem Kübel zu waschen.
So ich glaub ich hab genug geschrieben. Ich schicke euch sonnige Grüße aus Santa Rosa de Copán und falls ihr mehr über meine Zeit hier wissen wollt, ich habe auch einen Blog www.hirschbuehl.eu
Hasta luego!
Anita
Anmerkung der Redaktion:
Anita absolviert derzeit einen Europäischen Freiwilligendienst (EFD) in Honduras. EFD-Einsätze finden üblicherweise in Europa statt. Als Partner bei einem großen Erasmus+Kooperationsprojekt konnte das aha jedoch 2017 auch je eine Person aus Vorarlberg nach Honduras, Indonesien und Myanmar entsenden.