In ein neues Land zu ziehen ist eine aufregende, aber auch beängstigende Erfahrung. Ich zog nach Sydney als ich 22 Jahre alt war. Alleine! Und das war der Anfang eines neuen Lebens. Wenn man am anderen Ende der Welt ist – ohne Freunde oder Familie – lernt man sehr viel über sich selbst und zu was man eigentlich fähig ist. Es ist eine riesen große Herausforderung, aber eine sehr spannende Erfahrung, die ich jederzeit wieder so machen würde. In meinen sieben Jahren in Australien fand ich Freunde für`s Leben und arbeitete mich die Karriereleiter weiter nach oben.
Ende 2014 zog ich dann wieder an das andere Ende der Welt. Keine leichte Entscheidung, nachdem ich mir in Sydney einiges aufgebaut hatte. Aber diesmal war ich nicht alleine. Ich zog mit meinem Freund nach Vorarlberg.
Die ersten Monate hier waren sehr schwer für mich. Da ich die deutsche Sprache noch nicht sehr gut beherrschte, konnte ich nicht einfach rausgehen und neue Leute kennenlernen. Manchmal war es richtig beängstigend nur daran zu denken die Wohnung alleine zu verlassen. Die Kultur in Vorarlberg war etwas völlig Neues und Ungewohntes für mich. Dazu kam, dass ich nicht auf Anhieb einen neuen Job finden konnte. Ich betrat völliges Neuland. Nachdem ich Monate damit verbrachte Bewerbungen zu schreiben, brauchte ich etwas anderes mit dem ich mich motivieren konnte. Ich erinnere mich daran, wie ich die Familie meines Freundes immer wieder danach fragte, welche Restaurants sie mir in der Nähe empfehlen können. Die Antworten waren oft enttäuschend. Also machte ich mich daran das Internet nach Blogs und Reviews über Lokale zu durchsuchen. Doch das war ebenso enttäuschend. Da kam der zündende Vorschlag von meinem Freund: „Starte doch deinen eigenen Blog“!
Sich durch eine neue Stadt zu essen und zu trinken, ist eine tolle Methode um die einheimischen Leute kennen zu lernen und in die lokale Kultur einzutauchen. Man muss nur wissen, wo man hingehen soll. Daher setzte ich mir das Ziel mit meinem Blog „The Ländle List“ sowohl die Leute die neu im Land waren in die richtige Richtung zu lenken und ihnen zu zeigen, was dieses anscheinend so ruhige österreichische Bundesland alles zu bieten hat, als auch den Vorarlbergern zu helfen neue Lokale zu finden.
Zunächst war ich etwas besorgt darüber wie viele Menschen meinen Blog überhaupt lesen und was sie wohl über meine Artikel denken würden. Mir wurde jedoch schon bald klar, dass es nicht nur um die anderen ging, sondern auch um mich selbst. Mein Blog stellte für mich eine Art „Zufluchtsort“ dar. Ein Platz der mir Sicherheit gab – in einer Umgebung in der ich mich noch nicht zugehörig fühlte bzw. in der ich meinen Platz noch nicht gefunden hatte.
Heute habe ich das Selbstvertrauen mit den Besitzern der Lokale über ihre Restaurants bzw. Cafés zu reden (natürlich auf Deutsch). Ich liebe es deren Hintergründe kennenzulernen und was sie dazu bewegt hat, ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Ich genoss das Essen in Sydney, insbesondere die Vielfalt die es dort gibt und das vermisse ich immer noch sehr. Aber seit ich hier lebe, weiß ich auch andere Besonderheiten zu schätzen – wie etwa die Verwendung von lokalen Produkten und die Geschichten der Menschen, die die Lokale in denen ich esse aufgebaut haben oder die dort arbeiten.
Natürlich gibt es Tage an denen ich mein altes Leben, meine Freunde und meine Familie wie verrückt vermisse. Aber dann denke ich daran wieviel Glück ich habe, dass ich die Möglichkeit hatte in so wunderschönen und vielfältigen Orten auf dieser Welt zu leben, die mir die Chance gaben in unterschiedliche Kulturen einzutauchen und diese kennenzulernen.
Während ich mich durch Vorarlberg esse und trinke und Menschen die von hier kommen sich die Zeit nehmen, mit mir zu sprechen und ihre Geschichten mit mir teilen, habe ich das Gefühl, dass ich die Region besser kennenlerne als ich mir das je gedacht hätte. Täglich fühlt sich s‘Ländle mehr und mehr wie mein zu Hause an.
Wenn ich es mit meinem Blog geschafft habe auch nur eine Person die sich hier nicht auskennt auf Entdeckungsreise durch Vorarlberg zu führen und ihr zu zeigen, dass da mehr hinter dem Ländle steckt als sie ursprünglich gedacht hat, oder auch einen Vorarlberger auf die Idee zu bringen ein neues Lokal auszuprobieren, dann bin ich zufrieden. Ich freue mich meine Suche fortzusetzen und meine Geschichten mit Euch zu teilen.
Besucht meinen Blog www.thelaendlelist.wordpress.com und folgt mir auf Facebook
Wenn Ihr Empfehlungen habt, was ich als nächstes besuchen soll, kontaktiert mich über meine Seite.
Meine Top Tipps:
- Kaffee: Handle Kaffeewerk (Dornbirn), Kaffeebohne (Dornbirn), Cuenstler (Bregenz)
- Cafes/Lunch: Susi’s Zauberei (Bregenz, Dornbirn), Elfenküche (Dornbirn), Magma’s (Feldkirch)
aha-Tipp
Die „Zeitung Stubenhocker“ hat einen Artikelwettbewerb ausgeschrieben für alle, die gerade aus dem Ausland zurückgekehrt sind.
Themen für die Artikel können u.a. sein:
- Vorbereitung auf den Schüleraustausch
- Die ersten Tage nach der Ankunft, in der Gastfamilie, in der Schule
- Leben in der Gastfamilie bzw. im Internat
- Alltag in der Schule (Schulsystem, Unterricht, Klassenkameraden)
- Soziale Kontakte, Aufbau von Freundschaften, Freizeitgestaltung
- Besonders beeindruckende, prägende Erlebnisse
- Herausforderungen und Schwierigkeiten
- Umgang mit Heimweh oder Kulturschock
- Vorbereitung auf den Auslandsaufenthalt
Alle Details zum Wettbewerb findest du hier: Artikelwettbewerb