„Manga ist wie Berlin“… mit diesen Worten beschreibt die aus der deutschen Hauptstadt stammende Zeichnerin Charlotte Hofmann das japanische Comicgenre.
Während ihres vor kurzem stattgefundenen Online-Zeichenworkshops, organisiert von der Stadtbibliothek Dornbirn, lässt die Künstlerin Charlotte Hofmann alle Teilnehmer*innen von jung bis alt in die kunterbunte Welt der Mangas eintauchen. Inspiriert von einem japanischen Märchen zeichnet sie ein für Newcomer, wie mich, eher unkonventionelles Manga vor und erklärt dabei nicht nur, wie man auf die richtige Art ein paar geschickt gezogene Striche zum Leben erweckt, sondern auch spannende Facts rund um die beliebten Comics.
Mehr als große Augen
Wer kennt sie nicht? Die klassischen Mangafiguren mit dem schmalen, blassen Gesicht und den markanten Augen. Der Begriff „Manga“ kommt ursprünglich aus Japan, bedeutet übersetzt so etwas wie „bunt gemischte Bilder“ und ist dort eine Bezeichnung für jegliche Art von Comics, unabhängig davon, ob diese im Aus- oder Inland produziert wurden. Angeblich geht die Geschichte der Mangas zurück bis zu Zeichnungen von buddhistischen Mönchen des achten Jahrhunderts.
Was macht Mangas nun aber so besonders?
Die Workshopleiterin Charlotte hat darauffolgende Antwort: die Vielfalt! „Manga ist wie Berlin!“, lacht sie. „Es gibt von allem etwas.“ Wie bei herkömmlichen Büchern und westlichen Comics gibt es Mangas in zahlreichen Sparten und für alle Altersgruppen. Was die japanische Version aber so spannend macht, das sei die Liebe zum Detail und die Verwendung bestimmter zeichnerischer Stilmittel, meint die Schnellzeichnerin. Dabei verweist sie auf die vielen Kontraste zwischen naturalistischen, also akribisch gezeichneten Details wie beispielsweise Hintergründe, oder eben die Augen, und den vergleichsweise „einfach“ gestalteten Figuren. Sogenannte „Bewegungslinien“, die ebenso sehr oft bei Mangas verwendet werden, bringen zusätzlich Dynamik und eine gewisse Lebhaftigkeit mit hinein. „So wird man richtig in die Geschichte reingesaugt“, erklärt Charlotte und nimmt alle Teilnehmer*innen mit auf ihre persönliche Entdeckungsreise in das Manga-Universum.
Learning By Drawing
Auf dem Bildschirm sieht man, wie sich Charlottes flinke Hand ganz lässig mit dem Bleistift über das Papier bewegt und in beinahe Sekundenschnelle eine Geschichte entsteht. Währenddessen ahmt sie immer wieder passende Geräusche zur jeweiligen Manga-Szene nach („GRRR!“, als sie den Tiger in der Geschichte vorzeichnet) – es wirkt, als würde sie das Gezeichnete direkt erleben. Mangas hätten ein riesiges Repertoire an Geräuschwörtern – „man liest sie übrigens von rechts nach links!“, erklärt die Zeichnerin. Sowohl die Reihenfolge der Bilder als auch die der Sprechblasen werden nicht nur so gelesen, sondern auch so gezeichnet.
So simpel, wie es bei Charlotte aussieht, ist es aber nun doch wieder nicht. „Profi-Mangaka (bzw. Manga-Zeichner*innen) schaffen etwa 20 Seiten pro Woche“, merkt sie an. Viele Mangaka oder Comicartists, sowie auch Charlotte selbst, nehmen die Natur als Vorbild und gestalten ihre Szenerien und Figuren, indem sie sich zum Beispiel Fotos ansehen, in den Zoo gehen oder von der Parkbank aus das Geschehen beobachten.
Tipps für Manga-Neulinge
Beim Zeichnen ist es, wie bei eigentlich allem – Übung macht den*die Meister*in! Für alle, die nun Neugier und Entdeckerlust gepackt haben und die selber mal ins Manga-Universum hineinstöbern und ausprobieren wollen, empfiehlt Charlotte folgendes: „Step by Step! Einfach langsam vortasten: mal sein Lieblingsmanga nachzeichnen, sich einzelne Partien – beispielsweise die Augen oder Bewegungsarten – genauer ansehen, gerne auch mal abpausen und Hauptsache sich nicht zu viel auf einmal vornehmen“. Sie ergänzt: „Mangas wie ,Naruto‘ oder ,One Piece‘ zählen zu den Klassikern. Wer nicht dem Manga-Mainstream folgen möchte und vielleicht doch die Nähe zu Comics sucht, den könnte beispielsweise ,Tante NonNon‘ von Shigeru Mizuki interessieren.“
Von ihren eigenen Arbeiten, die sich zwar (noch) nicht so sehr auf Mangas, sondern eher auf Comics, Karikaturen, Schnellportraits etc. konzentrieren, kann man sich auf Charlottes Website auch die ein oder andere Inspiration holen – oder gleich den Termin für einen ihrer nächsten Workshops googlen.
Und was ist meine Meinung zu dem Erlebten?
Obwohl ich selbst sehr gerne zeichne, habe ich mich nie wirklich mit Mangas beschäftigt und war dementsprechend auch nicht ganz ohne Zweifel im Vorhinein. Nach dieser gelungenen Online-Zeichenstunde, in der ich erfuhr, dass Mangas ja doch nicht nur Kulleraugen sind und man mit wenigen Strichen so viel Emotionen ausdrücken kann, hat mich das Zeichenfieber wieder gepackt! (Siehe meine Versuche, Charlotte im Eiltempo nachzuzeichnen, bei den Bildern.) Ein Dank gebührt an dieser Stelle auch der Stadtbibliothek Dornbirn für die Organisation des Workshops, mit dem man übrigens auch Points auf aha plus sammeln konnte! Über weitere Workshops dieser Art würde sicher nicht nur ich mich freuen. Bis dahin nehm‘ ich mal selber den Stift in die Hand!