Von September bis Dezember 2016 verbrachte ich drei Monate in Dänemark – genauer in Helsingør – im sogenannten International People’s College (kurz IPC). Mir war zu Beginn meines Maturajahres klar, dass ich ein „gap year“ machen und zumindest einen Teil davon im Ausland verbringen wollte. Durch meine Mama kam ich dann auf das International People’s College, bewarb mich und wurde glücklicherweise auch angenommen.
Das IPC – oder was eine Folk-High-School ist
Jemandem, der nicht selber dort war, ist das IPC recht schwer zu erklären. Sie ist eine sogenannte Folk-High-School, welche in den skandinavischen Ländern sehr verbreitet sind. Folk-High-Schools sind Einrichtungen, die mithilfe von Kursen ihren SchülerInnen eine fachliche, aber hauptsächlich eine soziale und persönliche Weiterentwicklung ermöglichen.
Meistens sind diese „Schulen“ auf ein bestimmtes Gebiet spezialisiert, wie zum Beispiel Musik, Sport, Fotographie, usw. IPC jedoch bietet eine Palette an unterschiedlichsten Klassen an. Durch diese Vielfältigkeit kann man sich dem widmen, was man mag und kennt, oder etwas aus seiner Wohlfühlzone herausgehen und Neues an sich entdecken.
Aus diesem Kursangebot kann man sich einen eigenen Stundenplan zusammenstellen. Die einzige Bedingung ist eine Mindeststundenanzahl von 28/Woche. Ich nahm an den Klassen Gender&Sexuality, Yoga, Sports, Environmental Studies, Peace&Conflict Studies, World Cinema, African Drum&Dance und Intercultural Communication teil. Jedoch gibt es zum Beispiel noch Arts&Crafts, Choir, Political Philosophy, Workout, Global Challenges und viele mehr.
Das International People’s College ist die einzige internationale Folk-High-School in Dänemark. Menschen jeden Alters und der ganzen Welt kommen dorthin und leben für einige Monate zusammen. Ich verbrachte meine Zeit unter anderem mit Menschen aus den USA, Mexico, Korea, Japan, Chile, Brasilien und vielen Ländern Europas.
Wohnen, Pyjamas und Unterricht
Es gibt sogenannte Units, in der sich entweder zwei Doppelzimmer, ein Doppelzimmer und ein Einzelzimmer oder zwei Einzelzimmer ein Bad und eine Toilette teilen. Es wird zusammen gefrühstückt, Mittag und Abend gegessen, hinterher aufgeräumt und abgewaschen. Der „common-room“ (Gemeinschaftsraum) ist der Treffpunkt für alle StudentInnen. Dort wird erzählt, diskutiert, gespielt, gesungen, gestrickt, getanzt, geschlafen, die US-Wahl mitverfolgt.
Da alle Teile des Gebäudes verbunden sind, kann es an einem kalten, regnerischen Tag schnell passieren, dass man so gut wie nie an die frische Luft kommt, weil man einfach nie wirklich hinaus muss. Klassenräume befinden sich im Korridor neben einigen Schlafzimmern, was auch zur Folge hat, dass man dazu verleitet ist, im Pyjama in den „Unterricht“ zu kommen (was viele Studenten bei mir auch getan haben). Im Keller befinden sich noch weitere Räume, die den Studenten zur Verfügung stehen wie der Fernsehraum, die Studenten-Küche, der Billard-Raum und natürlich der Party-Raum.
Um die Routine zu durchbrechen und etwas Abwechslung einzubringen, finden auch in jedem Term die „Alternative Weeks“ statt. Hier wird ein Alternativprogramm zum Unterricht angeboten. Bei mir gab es vier Möglichkeiten: in der Schule bleiben und an verschiedene Projekten und Programmpunkten teilnehmen, den „Central-Europe-Trip“, den Schweden-Dänemark-Trip und den Ghana-Trip. Ich entschied mich für Ghana, was ich dort erlebt habe, werde ich in einem zweiten Blogbeitrag erzählen.
Eine typische Woche
An den Wochentagen hat man je nachdem wie man seine Stunden gewählt hat vormittags und nachmittags Unterricht. Am Montag vielleicht den Vormittag frei, am Mittwoch sitzt man vielleicht bis abends um 17.30 Uhr in den Klassen und freitags vielleicht nur ein Block à 90 min. Meine Freizeit konnte ich dann so verbringen, wie es mir gefiel. In die Stadt gehen, sich im Gemeinschaftsraum mit anderen unterhalten, in mein Zimmer zurückziehen, in der Sporthalle Volleyball spielen, usw.
Es gibt eine Pflichtveranstaltung von Montag bis Freitag: Morning- oder Evening Fellowship. Hierbei versammeln sich alle LehrerInnen und StudentInnenen, es werden News von der Welt präsentiert, Neuigkeiten innerhalb der Schule mitgeteilt und immer zusammen gesungen. Montags und donnerstags stand innerhalb dieser dreiviertel Stunde das Putzen der Schule auf dem Programm, an den restlichen Tagen war das Programm immer unterschiedlich.
Viel Freiraum am Wochenende
Die Wochenenden konnten wir so gestalten wie wir wollten. Wir gingen an den Strand, nach Kopenhagen (übrigens eine echt tolle Stadt) oder blieben einfach in der Schule und machten einen Herr der Ringe Marathon. Was Feiern anbelangt konnten wir eigentlich auch tun und lassen was wir wollten. Am Wochenende ging´s entweder ab nach Kopenhagen in eine Disko oder eben hinunter in den Partyraum. Ab und an waren einige auch unter der Woche in Feierlaune, also wurde auch dort einiges getrunken und getanzt. Die einzige Bedingung der Schule ist, dass man am nächsten Tag im Unterricht erscheint (war natürlich oft nicht der Fall :D).
„Meet the world in Denmark“. Das ist unter anderem das tolle an IPC. Man muss nicht die ganze Welt bereisen, um verschiedene Kulturen und Menschen kennen zu lernen. Ich habe Menschen von Ländern getroffen, die ich wahrscheinlich nie bereist hätte. Ich habe mit ihnen drei Monate zusammen gelebt, mit ihnen Gespräche über ihr Land und ihre Lebensweisen geführt und mich dadurch in vielerlei Hinsicht weiterentwickelt.
Das Ziel von IPC ist es, Menschen zu „global citizen“ zu machen. Durch die Begegnung mit so gut wie der ganzen Welt vor Ort ist es fast unmöglich dieses Ziel zu verfehlen.
Link zur Website: http://www.ipc.dk/