Ausland

Mein zweiter Erasmus-Monat in Toulouse

Viel unterwegs, selten daheim. So würden viele mich beschreiben, ich finds eine passende Zusammenfassung für meinen zweiten Erasmusmonat. Dänemark, Paris, Lyon, Pyrenäen – es ist viel passiert, ich habe viele neue Orte und Menschen kennengelernt, das heißt, es gibt einiges zu erzählen.

Beginnen wir aber dort, wo ich beim letzten Mal aufgehört habe. In Toulouse. Hier habe ich mich sehr gut eingelebt, meine 9m2 fühlen sich sehr „hoamelig“ an und den Alltag meistere ich auch ganz gut. Kurse an der Uni besuchen, in der Bibliothek lernen, mit den anderen die Mittagspausen verbringen, Putzen und Einkaufen. Zu all diesen Dingen kommen noch einige Unternehmungen und neue Aktivitäten dazu, sodass meine Tage immer sehr gut gefüllt sind und der Schlaf manchmal etwas zu kurz kommt. Trotzdem bleibt noch Zeit (muss!), um neue Orte zu entdecken.

Ein Wochenende verbrachten Pauli und ich in Lyon. Und wow, diese Stadt, magnifique! Es war kalt und windig, aber die Sonne schien und wir genossen jede Minute. Wir packten uns mit allem ein, was wir dabei hatten (eine essentielle Rolle spielten dabei unsere Schals und Paulis Handschuhe) und erkundeten ‚Vieux Lyon‘, ‚Croix-Rousse‘ und viele weitere Stadtteile. Wir bekamen eine freiwillige Stadtführung von einem sehr interessanten (besonderen?) Franzosen inkl. Zukunftsvorhersage, bestaunten den Anblick von Lyon von oben, kamen in den Genuss einer freien Oper-Darstellung auf der Straße und lernten die Gassen der Stadt per Monopoly gleich doppelt so gut kennen. Um unser Französisch aufzubessern, beschlossen wir spontan ins Kino zu gehen – nur um herauszufinden, dass wir in einem Originalton-Film (also Englisch) sitzen. Wir besuchten den Markt und probierten uns auch sonst durch allerlei (Pâtisserie-)Spezialitäten, die uns ansprachen. Das unerwartete Highlight war ein Abend im peruanischen Restaurant einer Freundin von Paulis Gastmutter während ihres Auslandsjahres in Peru. Verwirrt? Ja, ich auch – aber Freundin ist Freundin (egal wie wenig man sich kennt) und der Restaurantbesuch somit obligatorisch. Zum Glück! Wir aßen nicht nur hervorragend, sondern bekamen nach dem ersten Pisco Sour (der uns eindeutig schon reichte) zwei weitere serviert, aufs Haus. Die Restaurantbesitzerin nahm einen Stuhl, setzte sich zu uns und all dies endete damit, dass wir erst um halb drei Uhr nachts wieder nach Hause liefen (gekommen waren wir um 19 Uhr). Dazwischen lagen einige Stunden voller Pisco Sours, latinoamerikanischen Tanzstunden mit allen Mitarbeiter:innen sowie netten Unterhaltungen auf Spanisch auf Paulis Seite und Unterhaltungen auf italienischem Spanisch mit französischen Ergänzungen meinerseits. Ein unvergesslicher Abend!

Nach Lyon hieß es an einem weiteren Freitag wieder: auf zum Bahnhof, denn wir nahmen den Zug nach Ax-les-Thermes. Wohin? Ein Skigebiet in den Pyrenäen, ca. 1,5 h von Toulouse entfernt. Ja richtig, ich war diesen Winter dann doch noch mal Skifahren! Es war der perfekte Tag, Sonnenschein und noch eine ziemlich gute Piste, also hatten Pauli und ich sehr viel Spaß. Natürlich nicht mit dem Skifahren daheim zu vergleichen (schon allein die ausgeliehene Ausrüstung…), aber dennoch schön, einen Tag draußen in der Natur zu verbringen. Nur abends zeigte sich dann, was passiert, wenn man den Touristenfehler Nr. 1 macht – keine Sonnencreme, also Sonnenbrand. ‚Vous avez pris un peu de couleur‘ bekamen wir des Öfteren noch zu hören.

Neben den Trips waren die Tage und vor allem die Abende in Toulouse gefüllt mit tollen Erlebnissen mit anderen Erasmus-Leuten. Dazu zählten ein Tortillas-Abend, Spaziergänge an der Garonne, nächtliche Falafel-Naans beim Imbiss unseres Vertrauens, Theater-Besuche, Kuchen und Kaffee Dates in der Stadt, gemeinsame Kochabende und die Erasmus-Party inklusive Österreich-Outfit.
Aber auch ein paar ruhigere Tage mussten zwischendurch sein, an denen ich viel lernte und an meinen Uni-Arbeiten schrieb, mit euch zuhause oder wo auch immer telefonierte, Sport machte, Bouldern ging oder in Ruhe etwas kochte. Groß war dann die Vorfreude auf das letzte Wochenende im Februar.

Am Donnerstag, 24. Februar, war es nach zwei Stunden Uni so weit: Ferien! Diese freien Tage hatte ich nun schon sehr lange herbeigesehnt. Einerseits, weil ich mich auf die Reisen und Besuche freute, andererseits, weil ich mal ein bisschen Auszeit gut gebrauchen konnte (und Zeit, um all meine Arbeiten für Wien noch zu schreiben). Es scheint zwar oft so, als ob ich hier nur Urlaub machen und die meiste Zeit mit allem außer Lernen verbringen würde, aber das ist nicht ganz der Fall. Die Zeit vor und während den Weihnachtsferien war überfüllt mit Umzug, Uni-Abgaben, Organisatorischem und Leute verabschieden. Im Jänner war alles neu und überfordernd, Sprache, Land, Menschen und der Beginn der Uni, nebenbei lief noch das Semester von Wien. Der Februar war geprägt von französischer Bürokratie, Arbeiten und Prüfungen an beiden Unis… einiges zu tun also! Nicht, dass ich mich beschweren würde!
Aber als sich Ende Februar also die Ferien ankündigten, freute ich mich riesig auf die freie Zeit und darauf, Kristin in Paris und Lena in Dänemark besuchen zu können. Über die beiden Besuche wird’s zwei extra Blogs geben, das würde hier eindeutig zu viel werden.

Was mir dieser zweite Monat aber auch zeigte, war, wie wohl ich mich hier in Toulouse fühle. Das Heimkommen nach jeder Reise war schön, ich freute mich immer auf diese kleine Stadt an der Garonne. Sie wurde für mich zum Wohlfühlort, all die kleinen Gassen und Plätze, die sich inzwischen sehr vertraut anfühlen. Ich bin sehr dankbar, gerade in dieser Zeit, für all die Möglichkeiten, Reisen und Erlebnisse und genieße jeden Augenblick. Bisous!