Ausland

Post Matura Stress – Was jetzt? – Lissabon

Portugal war für mich buchstäblich Neuland. Ich hatte weder viel Ahnung von der portugiesischen Sprache noch von der Geschichte, der Kultur oder dem Essen. Eigentlich hatte ich nie wirklich darüber nachgedacht nach Portugal zu fahren, nicht weil ich kein Interesse an diesem Land gehabt hätte, sondern einfach, weil mir der Bezug fehlte und weil meine Reisevorliebe eher kühleren Regionen der Welt galt. Mit der Team-Turn Europameisterschaft in Lissabon hatte sich allerdings eine einmalige Gelegenheit geboten.

Mein persönliches Talent für athletische Team-Sportarten halte ich selbst eher für beschränkt, also nein, ich turne nicht und ganz besonders nicht im Team. Meine Schwester allerdings, 16 Jahre jung, hatte gerade den Einstieg in die österreichische Team-Turn Nationalmannschaft gemeistert und war damit auf dem Weg nach Lissabon. Meine Mutter begleitet als Physiotherapeutin das Team. Also ließ ich es mir nicht nehmen, mich der Truppe anzuschließen. (Schließlich war ich ja gerade unterwegs.) Obwohl mein Reiseplan eigentlich eine Überfahrt von Irland nach Schottland beinhaltete, schob ich (dank billiger Airline) einen Abstecher nach Lissabon ein.

Schnell stellte ich zwei sehr wichtige Dinge fest: Guter Kaffee und noch besseren Wein gibt es hier zu Spottpreisen. Das Essen ist hervorragend und besonders zu empfehlen sind die kleinen Vanillepuddingtörtchen, die es an jeder Ecke zu kaufen gibt.

Zum ersten Mal in meinem Leben übernachteten meine Mutter und ich in einer Airbnb-Wohnung, etwas außerhalb des Stadtzentrums. Dies war eine überraschend gute Erfahrung. Außerdem eine großartige Chance, nach zehn Reisetagen wieder einmal meine Wäsche zu waschen. Dabei musste ich feststellen, dass es wohl in Lissabon üblich ist, die Wäsche vor dem Fenster auf einer Leine in schwindelnder Höhe aufzuhängen. Hört sich erst einmal nicht dramatisch an, doch unsere Wohnung war im fünften Stock eines Wohnblocks, dementsprechend groß war die Sorge, Kleidungsstücke bei einem Windstoß zu verlieren. Ja, natürlich gab es Wäscheklammern, allerdings viel zu wenige. Also versuchte ich, so viele Wäscheteile wie möglich unter eine Klammer zu bekommen – was sich als nicht besonders sinnvoll herausstellte, denn am Ende des Tages war eine meiner Socken unauffindbar. Nicht nur irgendeine Socke, sondern eine meiner Lieblingssocken, mit kleinen Waschbären drauf. Ein wirklich harter Verlust.

Abgesehen von den Wäscheumständen gefiel mir Lissabon sehr. Es hatte Mitte Oktober noch knapp über 20 Grad und war angenehm warm.

Ich stellte fest, dass es in Lissabon überraschend viele Kinos gibt und da die meisten englischsprachigen Filme nicht auf Portugiesisch übersetzt werden, werden sie in Originalsprache gespielt. Zudem sind Kinobesuche noch um etwa die Hälfte günstiger als in Österreich. Ich liebe es, Filme in Originalsprache zu sehen, also war das meine Chance und ich sah mir an einem Regentag einen Film über die Mondlandung an. Zwar nicht mein bevorzugtes Genre, aber definitiv die Zeit wert.

Nun habe ich (Gott sei Dank) nicht nur gegessen und mir Kinofilme angesehen, ich war natürlich auch auf der Europameisterschaft und habe gestaunt, als sich das österreichische Team mit Saltos, Überschlägen und einer Teamchoreografie bewährte. Genauso sah ich Schweden, Norweger, Isländer, Engländer, Deutsche, Tschechen und vermutlich noch mindestens drei weitere Nationen, an die ich mich nicht mehr erinnern kann. Wettkampfsituationen interessieren mich eigentlich nicht besonders, aber an diesem Abend gefielen mir die Stimmung im Stadium und das Können der Sportler.

Nun, weil ich ich bin, habe ich mich außerdem auf eine Free Walking Tour begeben, damit mir auch ja keine geschichtlichen Fakten entgingen. Genau wie zuvor in Dublin, war die Tour großartig und nebenbei erhielten wir Empfehlungen für besondere touristisch befreite Restaurants. Noch am selben Abend testeten meine Mutter und ich eine dieser Empfehlungen und waren nicht nur begeistert, sondern auch ausgesprochen „voll“ im Anschluss.

Wir verbrachten viel Zeit damit, durch die Stadt zu spazieren und uns eine Fahrt mit der gelben Straßenbahn Nummer 28 zu gönnen – dass die berühmt ist, wusste ich davor auch nicht, wieso sie berühmt ist, weiß ich immer noch nicht.

Im Nachhinein hätte ich länger bleiben sollen, um mir Porto anzusehen und ins Landesinnere zu fahren. Doch zu diesem Zeitpunkt beschloss ich, lieber meine Reise in Schottland vorzusetzen.

aha-Tipp

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