12 Monate, 4 Jahreszeiten, 1000+ Stunden – Abenteuer, Arbeiten, Lachen, Weinen, Heimweh, Fernweh, Liebe, Freundschaft, Lagerfeuer, Schwimmen, Late-Night-Talks, Early-Bird-Yoga und vieles vieles mehr.
Nachdem ich mich so lange nicht auf diesem Blog gemeldet habe, (großes sorryyyy) weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll … Aber das ist ein gutes Zeichen – denn ich hatte wirklich keine Zeit, denn ich war damit beschäftigt „the time of my life“ zu haben.
Die Arbeit bei „the Raven“
Über sehr langsame Schichten hinter der Bar, Schichten in der Konzerthalle bis zu super anstrengenden Schichten war bei der Arbeit im Raven, Gimle alles dabei.
Die langsamen Schichten werden meistens mit Brettspielen, eventuell neuen Getränkerezepten oder einfach nur Anrufen zuhause überbrückt.
Viele würden mir dabei bestimmt nicht zustimmen, aber ich WILL arbeiten. Deshalb hatte ich fast am meisten Spaß an den besonders anstrengenden Abenden. Versteht mich nicht falsch, ich hasste es, wenn nervige „Karens“ nach mehr Minze im Mojito, einem Burger ohne Chili Mayo, Zwiebel, Tomaten und Käse fragten oder mal wieder einer 75-Jährigen der Kaffee nicht warm genug war. Aber wenn es dann an die Abende mit Cocktails, Shots und einfach einer guten Atmosphäre im Café ging, dann fiel ich um 01.30 Uhr, fix und fertig, jedoch sehr glücklich ins Bett.
All diejenigen, die im Tourismus arbeiten, werden verstehen, wenn ich sage, es ist eine Hass-Liebe. Aber halt doch Liebe.
Ich habe nach den ersten paar Wochen arbeiten schon gemerkt, wie sehr mir die körperliche Arbeit und der Kontakt mit den Kund*innen gefehlt hat!
Aber wir hatten nicht nur die „normale“ Bar- und Café-Arbeit. Wir konnten auch alle Projekte machen, die wir uns in den Kopf gesetzt hatten. Somit habe ich die Karaokenacht wieder neu gestartet, war fest in Planung von Social Media inkludiert (tak Verena für die Vorbereitung) und habe verschiedene Partys und Zusammenkünfte beim Raven geplant.
Was die Arbeit noch besonders spaßig gemacht hat, war das wundervolle Umfeld. Spaß steht hier groß geschrieben. Öfters arbeiteten wir mit anderen International Volunteers, die neben der Uni noch etwas anderes haben wollten.
Das Café war mein zweites Wohnzimmer und wird auch wahrscheinlich immer ein Wohlfühlort bleiben!
Leben mit verschiedenen Kulturen und Charakteren
Ich lebte in diesem enorm großen alten Farmhaus im „reichen Bezirk“ von Roskilde. Aber natürlich nicht alleine. In meinem Jahr wohnte ich mit Deutschen (of course), jemandem aus Estland, der Türkei, aus Russland und aus (glaubt es oder nicht) Vorarlberg zusammen. Grüße gehen raus an Bella, Marie, Chrisy und Emma – der Rest versteht mein deutsches Gebabbel nicht.
Hm, wo fange ich an? Also die erste große Hürde waren auf jeden Fall die verschiedenen Ansichtsweisen, Vergangenheiten und Interessen aller anderen. Zuerst hatte mich das sehr eingeschüchtert, jedoch nach ein bisschen Zeit wurde mir klar, dass ich somit nur noch mehr über verschiedene Themen lernen werde (tak for hjelpe mig Marie min skat). Und ich hasse dieses Sprichwort und trotzdem ist es so wahr – dieses Jahr hat meinen Horizont erweitert.
Woran man sich auch gewöhnen muss, mal mehr mal weniger, ist die englische Sprache im Alltag. Obwohl sehr viele Deutsch gesprochen haben, versuchten wir immer so gut es geht im Englischen zu bleiben. Und gab es einmal Zeiten, wo wir nur unter „uns Deutschen“ (sorry not sorry) waren, wurde mitten im Satz auf Englisch gewechselt, sobald eine nicht-deutschsprechende Person den Raum betrat. All das verhalf mir dazu, jetzt stolz sagen zu können, dass mein Englisch das beste und flüssigste ist, das ich je hatte.
Sauberkeit – Das wahrscheinlich nervigste Thema in jeder WG. Viel muss ich dazu gar nicht sagen. Jeder hat dazu andere Ansichten, wann es für einen sauber genug ist, aber nach einem Gespräch wurde einfach ein Putzplan gemacht, der dann auch wirklich eingehalten wurde, sodass sich alle zusammen zuhause fühlen konnten.
Mit Leuten leben, mit denen man auch arbeitet, ist nicht immer einfach. Damit nicht nur Arbeit im Haus besprochen wird, wurden 1000 Hausaktivitäten zusammen gemacht. Sushi gerollt, Lasagne und Wein bei Regen draußen, Lagerfeuer und Marshmallows, Partys, Serien- und Filmabende und gemeinsame Ausflüge (dazu später mehr).
Das tolle an dieser Art des Zusammenlebens ist, dass alle durch genau dasselbe gehen. Jeder hat mal Heimweh, einen Durchhänger, vermisst einfach nur seine Familie oder will mit seinen Kindheitsfreunden mal wieder in „reallife“ quatschen. In diesen Momenten ist es Gold wert, jemanden zu haben, der dich genau versteht.
Taler du dansk?
Mal so mal so. Mein Dänisch ist nicht gut aber auch nicht gar nicht vorhanden. Sind es Caféthemen kann ich verstehen und in Dänisch antworten. Ansonsten gilt: fake it till you make it. Denn dann spreche ich meistens Deutsch mit dänischem Akzent – zu 50 % werde ich verstanden.
Men jeg vil gerne lerne mer dansk. Hver dag en lille smule mer.
Freizeitgestaltung
Bei drei bis vier Schichten in der Woche fällt die Freizeit hier richtig groß aus. Ich erzähle auch deshalb mal die interessantesten Sachen, die wir hier so gemacht haben.
Getrascht wurde im Haus viel. Mit einem Glas Wein nach der Arbeit, einem Bier am Lagerfeuer oder einfach einem Tee am Nachmittag. Ich habe mich oft gefragt, was wir denn überhaupt noch zu reden haben, da unsere Tage sowieso synchronisiert verlaufen sind.
20 Minuten von Kopenhagen entfernt zu sein, gibt die Möglichkeit auch wirklich oft dort zu sein (ich hatte oft noch einen anderen Grund aber dazu vielleicht später mehr ;)). Mit meinen Mitbewohner*innen war ich in Museen, Cafés, Geschäften und habe natürlich auch die Tourisachen alle gemacht. Kopenhagen ist eine supertolle Stadt – lebenswert würde ich fast sagen!
Wir haben alle zusammen Süchte entwickelt – dramatisch. Manchmal war es mit Würfeln und manchmal mit Karten. Kniffel und Ligretto habe es uns wirklich angetan.
Die ganzen Fyraftenoel (Feierabendbiere) mussten auch wieder abtrainiert werden. Deshalb trafen wir uns im Sommer oft im Garten für Workouts oder gingen im Winter dann zusammen ins Fitnessstudio. Was naheliegt ist natürlich Schwimmen im Fjord, welcher 5 Minuten von uns entfernt ist. Darum fühlte sich der Sommer auch ganz oft wie Urlaub an. Einmal wurde ich sogar mitgenommen zum Kanufahren, was superspannend war. So waren wir dann doch gemeinsam ganz sportlich unterwegs.
Fashion war bei uns im Haus auch immer ein großes Thema – WHAT SHOULD I WEAR? – HELP! Gegrüßt wurde sich meistens mit, UH love the look, was dann natürlich gleich ein Gespräch über wie, wo, wann und warum man das so kombiniert hat eröffnete. Gekrönt wurde unsere Fashionliebe dann noch mit öfteren Besuchen bei Kirrpu – unserem Lieblings-Second-Hand-Laden.
Wenn man schon mal in einem anderem Land wohnt, sollte man auch dessen Nachbarländer kennenlernen. Deshalb war ich gefühlt jeden Monat einmal bei meinem Boss, um nach freien Tagen zu fragen. Reisen ist und bleibt ein Thema. Stockholm, Göteborg, Malmö, Hamburg und unzählige Kopenhagentrips – dazu gibts dann vielleicht mal einen eigenen Blogbeitrag.
Friends for Life
Freunde fürs Leben klingt immer so ultimativ. Aber bei diesen zwei tollen Seelen, die ich hier ins Herz schließen durfte, entspricht das wirklich der Wahrheit. Mit Bella und Marie habe ich 10 Monate meines ESK zusammen verbracht. And that shows. Denn als es Zeit war für beide zu gehen, brach mein Herz. Und auch ihres. Ich vermisse uns ganz ganz doll und bin für jede Sekunde, die ich mit ihnen teilen konnte, dankbar. Sie waren die Familie, die ich in Dänemark nicht hatte. Freunde, ohne eine social battery dafür zu brauchen. Deutsche, die mein Hochdeutsch ins Maximum angehoben haben.
Natürlich habe ich noch ganz ganz viele andere Menschen tief ins Herz geschlossen und bin dankbar, diese getroffen zu haben.
Would I do it again – ja tak!