Die Schulsprecherin für den BMHS-Bereich, Laura Bayer (17), im Gespräch mit Lucas Ammann über die Schülervertretung, die „Apfelaktion“ und warum es das Fach „Politische Bildung und Medienkunde“ brauche.
Im Vorfeld des Interviews wurden auch einige LeserInnen um ihre Meinung gebeten. Dabei entstanden ebenfalls spannende Fragen.
Was macht die Landesschülervertretung (LSV) und wozu braucht es eine (starke) politische Vertretung der SchülerInnen im Rahmen dieses Systems?
LAURA BAYER: Die Aufgaben als Landesschulsprecherin sind sehr vielfältig. Im Fokus steht die Vertretungsarbeit der Schülerinnen und Schüler auf Landesebene. Es ist unsere Aufgabe, dort anzusetzen, wo der Schuh noch drückt. Das Ziel ist es, Projekte anzugehen, die helfen, unser Bildungssystem zu verändern. In Vorarlberg gibt es 57.000 Schülerinnen und Schüler. Das heißt, dass wir einen großen Teil der Vorarlberger Gesellschaft ausmachen. Und genau deswegen ist die Vertretung der Schülerinnen und Schüler so wichtig.
Das Ganze gibt es auch auf Bundesebene, in Form der Bundesschülervertretung (BSV): Wie ist diese aufgebaut?
LAURA BAYER: Die Bundesschülervertretung besteht aus allen LandesschulsprecherInnen aus ganz Österreich, also drei pro Bundesland, sowie den beiden VertreterInnen der ZLA-Schulen (Zentrallehranstalten, Anm.). Daher treffen wir uns regelmäßig auf Sitzungen und arbeiten dort gemeinsam Projekte aus, die wir auf Bundesebene starten möchten. Wenn man die Inhalte der BSV mit unseren Inhalten vergleicht, finden wir ziemlich schnell einige Bereiche, in denen unsere Sichtweisen kongruent sind. Das macht es auch leicht, die Arbeit des jeweils anderen zu unterstützen. Zusätzlich gibt es einmal im Jahr das seit 2018 verankerte ÖSIP (Österreichisches SchülerInnenparlament). Hier kommen alle Landesschülervertretungen aus Österreich zusammen und haben die Chance, ihre Anliegen in Form von Anträgen vorzustellen .
Wie können SchülerInnen, die ein Problem haben, sich möglichst unbürokratisch an „ihre“ VertreterInnen wenden? Welche Probleme werden von der LSV aufgenommen und behandelt?
LAURA BAYER: Wir haben jederzeit ein offenes Ohr für alle Schülerinnen und Schüler, deshalb sind wir auf unseren Social-Media-Kanälen immer erreichbar. Ebenso kann man sich bei Fragen auch per E-Mail an lsv1920vorarlberg@gmail.com wenden. Natürlich haben wir auch eine Homepage, auf der die einzelnen Kontaktdaten von jedem LSV-Mitglied hinterlegt sind. Auf diesen Kanälen werden wir alle Fragen, die uns gestellt werden, beantworten – egal ob ein Update von unseren Terminen oder bestimmte Fragen zu schulrechtlichen Themen. Uns ist auch der persönliche Kontakt sehr wichtig. Wir versuchen als LSV bestmöglich mit den Schulen in Kontakt zu sein, denn wir sind uns sicher, dass vor allem der kontinuierliche Austausch mit den Schülerinnen und Schülern wichtig ist.
Was könnte man beim Thema Umweltschutz an Schulen verbessern?
LAURA BAYER: Umweltschutz ist ein Thema, welches vor allem uns Jugendliche betrifft. Es ist wichtig, dass wir jetzt handeln . Da es auch mir ein großes Anliegen ist, dass dieses Thema noch stärker in Vorarlbergs Schulen thematisiert wird, ist auch das ein Themenbereich der „Bildungsmarke Vorarlberg“. An vielen Schulen Österreichs sind bereits Maßnahmen ergriffen worden. An einigen Schulen wurden Umweltteams eingeführt, an anderen wird bewusster auf die Mülltrennung geachtet. Das ist schon ein Schritt in die richtige Richtung, aber da ist auch auf jeden Fall noch Luft nach oben. Meiner Meinung nach ist es besonders wichtig, dass alle Schulen plastikfrei werden. Das heißt, es sollten jegliche Arten von Einwegplastik abgeschafft werden. Hierbei darf der Fokus aber nicht nur auf den Schulkantinen oder Getränkeautomaten liegen, die auch nur noch wiederverwendbare Flaschen anbieten sollten, sondern auch auf jeder/jedem SchülerIn.
Und was sollte im pädagogischen Sinne passieren?
LAURA BAYER: Es gibt nichts Wichtigeres, als den Schülerinnen und Schülern schon im jungen Alter, ein Verständnis für diese Umweltthematik beizubringen. Es sollte gelernt werden, wie Kunststoff hergestellt wird, was für schädlichen Stoffe bei nicht ordnungsgemäßer Entsorgung freikommen, was passiert, wenn Plastik verbrannt wird und wieso genau dieses Plastik unserem Körper und der Umwelt Schaden zufügt. Ebenso sollten auch die Folgen des Klimawandels diskutiert werden und wie man dem entgegenwirken kann. Ein Projekt, welches immer gefordert wird und sehr ausschlaggebend ist, ist das richtige Müll trennen. In vielen Klassen gibt es schon die Möglichkeit, dass man den Müll richtig trennt, aber letztendlich landet der Müll wieder im selben Eimer. Deshalb bin ich der Meinung, dass die Mülltrennung an Schulen noch stärker forciert werden sollte.
Welche Projekte hat die Landesschülervertretung derzeit am Laufen?
LAURA BAYER: Mir war es ein Anliegen, dass die LandesschülerInnenvertretung dieses Jahr endlich Projekte durchsetzt, von denen auch die Schülerinnen und Schüler Vorarlbergs aktiv einen Nutzen spüren. Das nächste große Projekt ist eine Kampagne zum Thema Mobbing und Diskriminierung. Hierbei werden wir in der nächsten Zeit eine Social-Media-Kampagne starten und weiters eine Podiumsdiskussion dazu veranstalten. Ein weiteres Projekt, an dem wir am Arbeiten sind, ist eine Apfelaktion. Diesbezüglich führen wir zurzeit einige Gespräche mit passenden PartnerInnen. Und das dritte große Thema ist das Projekt „Bildungsmarke Vorarlberg. Gemeinsam verbessern wir unser Bildungssystem!“ Hier liegt der Fokus, wie man es schon im Namen liest, darauf, dass wir gemeinsam mit allen Schülerinnen und Schülern Vorarlbergs Forderungen ausarbeiten, um der idealen Schule nicht nur einen, sondern viele Schritte näher zu kommen.
Wie stehst du zum Pflichtfach „Politische Bildung“? Was müsste gemacht werden, um das Interesse von Jugendlichen in politischen Themen zu stärken? (Lies dazu: „Junge Menschen haben wenig Wissen über Politik“)
LAURA BAYER: Da man in Österreich schon mit jungen 16 Jahren wählen darf, ist es notwendig, dass man uns Jugendlichen die Abläufe der Demokratie erklärt. Bei Politischer Bildung geht es aber nicht nur darum, dass die österreichische Parteilandschaft neutral vorgestellt wird, sondern um den Staat an sich. Den Schülerinnen und Schüler sollte gezeigt werden, wie Gesetze entstehen, was die Aufgaben eines/einer BundespräsidentIn sind oder für was es einen Nationalrat beziehungsweise einen Bundesrat gibt. Zudem muss die Europäische Union im Unterricht behandelt werden.
*Laura Bayer ist 17 Jahre alt. Sie ist Schulsprecherin der Bezauer Wirtschaftsschulen und dieses Jahr auch in der Landesschülervertretung für mittlere und höhere berufsbildende Schulen in Vorarlberg zuständig.
Bild: LSV