Ausland

The A to Ö of Iceland

Es gibt diese Länder, die auf der Bucketlist von so vielen Menschen stehen. Länder, von denen man wunderschöne Fotos sieht und träumt, diese Dinge irgendwann auch selbst mal zu sehen. Länder, an die man dann natürlich auch sehr hohe Erwartungen hat und damit auch ein bisschen Angst, dass diese Vorstellungen nicht erfüllt werden.

Island war genau ein solches Land für mich, es stand schon seit über sieben Jahren (wahrscheinlich, seit ich zum ersten Mal wirklich darüber gelesen habe) ganz oben auf meiner Liste, ich hab ewig schon geträumt, all die wunderschönen Landschaften des Landes mal zu sehen – und ich wurde kein einziges Mal enttäuscht, im Gegenteil, es war alles noch so viel schöner in Realität! Also was hier auf den Fotos schon wunderschön aussieht, macht euch in Wirklichkeit sprachlos und ungläubig, dass es so viel Schönes in einem Land geben kann (und ich schreib hier – leider – nicht über die Isländer ;-)).

Well, nach dieser Lobeshymne zu Beginn kommen wir zum eigentlichen Teil dieses Blogbeitrags. Wann, mit wem und wieso bin ich schon wieder verreist und wieso hat es mich (endlich) nach Island verschlagen? Der Hauptgrund: Lena.

Ihr kennt sie aus den Beiträgen der letzten zweieinhalb Monate meiner Reise, sie hat mich in Singapur, Australien, Indonesien und Myanmar begleitet. Und jetzt ist sie schon seit April wieder weg und arbeitet für 9 Monate im Torfhús Resort in Island. Seit dieses Abenteuer feststand, war es für mich klar, dass ich alles versuchen würde, um sie und Erja dort zu besuchen (damit sie ja nicht an Einsamkeit sterben ;-)). Aber das stellte sich als gar nicht so einfach heraus… auf meine sechs Monate in Madeira folgte ein vollgepackter Sommer in Äthiopien und Korsika, zwischendurch sollte auch noch das Studium & die Wohnung in Wien organisiert werden, mit meinen (mehr als) Siebensachen sollte ich auch noch umziehen… zudem ist Island nicht grad bekannt als das billigste Reiseziel! Long story short, Julia (eine Freundin aus Madeira) beschloss mitzukommen, wir fanden einen halbwegs leistbaren Flug, 10 passende Tage, buchten ein kleines (aber doch islandtüchtiges) Auto, packten unsere Schlafsäcke & ein Zelt und somit stand unser Island-Abenteuer fest!

8. September, 00:30 Uhr: Reykjavik Flughafen – Mietauto Abholstation

Nachdem Julia & ich uns am Flughafen getroffen hatten, stand uns schon die erste Krise bevor – ein zu geringes Kartenlimit auf Julias Kreditkarte, somit kein Mietauto mit Versicherung… nach mühsamen Recherchen und Telefonaten fanden wir schlussendlich eine Lösung und befanden uns endlich auf dem Weg zu Lena & Erja. Zwei Stunden später kamen wir um halb vier Uhr morgens an, mussten die beiden wecken – aber die Freude über das Wiedersehen war trotzdem groß!

Und was sahen wir in den folgenden zehn Tagen? Wo schliefen wir? Welche Eindrücke blieben?

Unsere isländischen Nächte

Hier muss gesagt werden, dass es einen Plan gab, die Umsetzung dann aber nochmal eine ganz andre Sache war…
Sechs Nächte insgesamt hatten wir das Glück, auf einem gemütlichen Luftbett und im Warmen bei Lena & Erja in ihrer „Honeymoon-Suite“ übernachten zu können.

Was für ein Luxus das war, stellten wir fest, als wir die beiden verließen und unseren Roadtrip in Richtung Südosten fortsetzten. Um Geld zu sparen (und ein bisschen Abenteuer zu erleben) hieß es nämlich: Campen im Zelt. Wer sich das Mitte September in Island seeeehr kalt vorstellt, dem kann ich zu 100% zustimmen, vor allem, wenn’s auch noch luftet. Aber wir haben es mit einigen Kleidungsschichten, Biwak und warmen Schlafsäcken gut überlebt!

Noch zwei andere Übernachtungsmöglichkeiten probierten wir die letzten zwei Tage unseres Roadtrips, diesmal auf der westlichen Halbinsel Snaefellsnes, aus. Erst wollten wir wieder campen, dafür war es jedoch zu windig und kalt, deshalb entschieden wir uns für das wärmere, aber definitiv nicht gemütlichere Auto. Irgendwo neben der Straße, auf einem inoffiziellen Platz war es erlaubt, über Nacht zu parken, ein kleiner Bach floss nebenbei – perfekt für eine Übernachtung.
Am zweitletzten Tag bescherte uns der Zufall eine großartige Übernachtungsmöglichkeit. Wir hatten hierbei großes Glück, denn die Familie, die uns einen Schlafplatz bot, hatten wir bei einem Fest kennengelernt, auf das wir nur zufällig durch Lena eingeladen wurden. Als Julia und ich dort erwähnten, dass wir campen würden, luden sie uns ein, bei ihnen zu übernachten, da sie sowieso ein Zimmer frei hätten. Dankbar nahmen wir das Angebot an, hatten aber keinerlei Erwartungen, hofften einfach auf einen warmen Platz und vielleicht eine Dusche. Was uns jedoch erwartete, hätten wir uns nicht besser träumen können: es stellte sich heraus, dass die Familie ziemlich reich war, neben diesem Haus in Reykjavik auch noch zwei weitere hat, der Vater ist ein berühmter isländischer Handballspieler und kann sogar ein bisschen Deutsch. Als wir ankamen, wurde uns nicht nur ein Zimmer und ein Bad gezeigt, uns wurde auch angeboten, doch den hauseigenen Hotpot auszuprobieren, was wir uns nicht dreimal sagen ließen. Dass wir also unseren letzten Abend bei eiskalten Temperaturen im heißen Hotpot verbringen und in einem warmen Bett schlafen würden, hatten wir definitiv nicht erwartet! Dies zeigt wieder einmal, wie gastfreundlich und offen (anfangs ganz fremde) Leute sein können!

Unsere Zeit bei den „Locals“ Lena & Erja

An unserem ersten Tag mussten unsere zwei Gastgeberinnen arbeiten, deshalb erkundeten wir – etwas übermüdet – ein paar Sehenswürdigkeiten des Golden Circle.

Wir sahen den Nationalpark þingvellir, wo es Wasserfälle, Ebenen mit Seen und Felsschluchten zu bestaunen gibt. Hier treffen auch die eurasische und die nordamerikanische Platte aufeinander, wobei treffen das falsche Wort ist, denn sie entfernen sich jährlich um einige Zentimenter voneinander weg.

Einen kurzen Ausflug machten wir noch zum Kerið, dem Kratersee eines Vulkans, der nun mit türkisblauem Wasser gefüllt ist.

Lena war einen Tag lang unsere Reiseführerin in ihrer Gegend. Wir besuchten ihren „Hauswasserfall“ Faxi, den Geysir Strokkur und den Gulfoss-Wasserfall. Sie ging mit uns ins Fridheimar, ein Tomaten-Gewächshaus, essen, erzählte uns allerlei Kurioses über die Isländer und ihr Land. Sie zeigte uns den „Hardest Karaoke Song of the World“, der unser Island-Song werden würde, und wollte bei fünf Grad Eis essen gehen – wo wir natürlich gleich dabei waren, aber sogar für die Isländer war es schon zu kalt und es gab keines…

Neben all den wunderschönen Orten, die wir im Golden Circle zu sehen bekamen, war natürlich die Zeit, die wir mit Lena und Erja (und Claudia, ihrer Chefin) verbringen konnten, Gold wert.
Einen Abend durften wir im Hotpot mit Gin & Tonic verbringen, ein anderes Mal nahmen sie uns mit zum Schafabtrieb Rettir und anschließend zu einer Stallparty bei den Nachbarn – das war Island pur!

Danke euch zweien für die gemeinsamen Abendessen, die gemütlichen Stunden in eurem Häuschen, die Torfhus Retreat-Führung, eure (Gast)Freundschaft und all die Tipps, damit wir die Highlights Islands erleben konnten!

Wir entdecken Island!

Um möglichst viel Zeit mit Lena und Erja zu verbringen, gleichzeitig aber auch so viel wie möglich von Island zu sehen, teilten wir unsere Route (spontan) in zwei Teile. Zuerst reisten wir in Richtung Südosten.

Den ersten Tag fuhren wir bis nach Vik, wobei wir auf dem Weg gefühlte tausend Stopps einlegten – es war einfach zu schön.
Auf unserer Liste standen:

  • der berühmte Seljalandsfoss: einen Besuch wert, aber sehr viele Touristen
  • der Höhlenwasserfall Gljúfrabúi, der gleich neben dem Seljalandsfoss liegt und den man nur erreichen kann, wenn man durch einen kleinen Bach watet – ist die eventuell nassen Füße echt wert!
  • Skógafoss und das darüber liegende Flusstal: eines meiner absoluten Highlights des gesamten Roadtrips, vor allem die Landschaft „oberhalb“ des Wasserfalls ist sehr beeindruckend
  • Reynisfjara Beach in Vík í Mýrdal: wunderschöner schwarzer Sandstrand mit einer Basaltsteinwand/-höhle und Felsformationen. Es war richtig, richtig stürmisch (Julia hat sogar fast ihre Kappe verloren) und die Wellen waren riesig, außerdem konnten wir zufälligerweise bei einem Fotoshooting mit „Wikingern “ zuschauen… was für eine komische Sache, isländischer geht’s nicht mehr!

Unser Zelt schlugen wir in einem Campingplatz in Kirkjubæjarklaustur (yep, unaussprechlich, diese Orte!) auf und konnten uns in der warmen Gemeinschaftsküche aufwärmen, bis es Zeit wurde, hinaus in die Kälte zum Schlafen zu gehen.

Am zweiten Tag fuhren wir bis nach Höfn, wo wir die zweite (sehr stürmische) Nacht campten. Dies waren unsere Highlights der Strecke:

  • Fjaðrárgljúfur: die unaussprechliche Schlucht, die durch ein Musikvideo von Justin Bieber bekannt wurde, und deshalb tagtäglich von tausenden Touristen besucht wird. Wir waren so früh wie möglich dort, um den Massen halbwegs entgehen zu können. Das Resümee: etwas enttäuschend, wir hatten uns mehr erwartet und der Canyon über dem Skogafóss war um Welten schöner – aber wenn man in der Gegend ist, ist die Schlucht einen kurzen Abstecher wert.
  • Vatnajökull-Nationalpark: hier wanderten wir durch einen kleinen Teil des riesigen Nationalparks, bewunderten den Wasserfall Svartifoss, bestaunten die verschneiten Bergspitzen und blickten bis zum Meer hinaus.
  • Gletscher Heinabergslón: ein kleiner Geheimtipp, den wir von einem Bregenzerwälder bekamen, den wir immer wieder trafen. Nur sehr wenige Leute (wahrscheinlich auch aufgrund der Zufahrtsstraße, welche die Bezeichnung Straße nicht verdient!), ein Gletschersee mit riesigen Eisbergen und ein beeindruckender Gletscher. Unglaublich, diese Massen an blauem Eis!

Auf dem Weg zu unserem Übernachtungsort entdeckten wir ein paar Islandpferde und es entstanden sehr schöne Fotos im Abendlicht.

Am dritten Morgen standen wir sehr früh auf, um am Meer in Höfn den Sonnenaufgang zu sehen – er war es definitiv wert!
Nach diesen zwei Tagen wartete nun noch die Rückfahrt nach Dalsholt (dem Hügel von Lena & Erja) auf uns. Das hieß konkret eine Autofahrt von sechs Stunden, die wir mit zwei größeren Stopps gut hinter uns brachten.

Wir besuchten:

  • frühmorgens das Vestrahorn mit dem schwarzen Strand auf der Halbinsel Stokksnes: hat mir extrem gut gefallen, nur sehr wenige Leute da
  • die Gletscherlagune Jökulsárlón mit dem Diamond Beach: ein MUSS, wenn man die Südküste entlang fährt – und dementsprechend waren auch einige Touristen vor Ort. Ich finde, es ist trotzdem einen Besuch wert!

Den zweite Teil unseres Roadtrips verbrachten wir auf der Halbinsel Snaefellsnes und in der Hauptstadt Reykjavik.

Nachdem wir uns von Lena und Erja verabschiedet hatten, ging es im Schneegestöber in Richtung Snaefellsnes, wobei wir auf eine Besserung des Wetters hofften – ansonsten würde die Nacht im Zelt sehr kalt werden… Auf dem Weg nahmen wir einen Hitchhiker mit, der mit uns aber nur bis zu unserem ersten Ziel, einem Robbenstrand fuhr. Dort konnten wir aus der Ferne einige Robben beobachten, ließen uns vom Wind fast ins Meer wehen und sahen einen wunderschönen Regenbogen. Nach dem Mittagessen ging’s weiter der Küste entlang, an der schwarzen Kirche vorbei bis in ein kleines Dorf, wo wir uns ein paar schöne Felsformationen anschauen wollten. Da es aber so regnerisch und windig war, verbrachten wir ein paar Stunden in einem Café, fuhren ein bisschen weiter und beschlossen, diese Nacht nicht draußen, sondern im Auto zu schlafen.

Tag 2 unserer Snaefellsnes-Umrundung begann mit einem verrenkten Rücken (nach der sehr bequemen Nacht im Auto) und einer sehr kurzen Wäsche im eiskalten Bach. Nach dem Frühstück fuhren wir der Küste des Snæfellsjökull-Nationalparks entlang, nahmen hier und da mal ein paar Abzweigungen und Umwege, die uns zu schönen Felsformationen, orangefarbenen Leuchttürmen, holprigen Straßen und versteckten Wasserfällen führten. Einen Stopp legten wir auch beim berühmten Kirkjufoss mit dem Kirkjufell ein, der uns jedoch weniger beeindruckte – viel besser gefiel uns die Landschaft drumherum. Von dort aus mussten wir dann endgültig in Richtung Reykjavik aufbrechen, doch auch die Strecke dorthin war wunderschön.

In der Hauptstadt angekommen „genossen“ wir noch ein letztes Mal unsere kalten Pestonudeln, bevor wir zu unserer Hostfamilie fuhren. Den letzten Tag unserer Reise verbrachten wir in Reykjavik. Morgens verabschiedeten wir uns von unserer Hostfamilie, quetschten unsere Siebensachen in die Koffer und verfuhren uns im Chaos der Stadt.

Reykjavik ist ziemlich klein, es gibt nicht sonderlich viele Sehenswürdigkeiten, also reicht ein Tag locker. Zuerst besuchten wir die Hallgrimskirkja, die berühmte isländische Kirche mit dem unaussprechlichen Namen, dann liefen wir durch die Stadt bis zum Meer. Es gibt ganz viele bunte Häuser (und sogar eine Regenbogen-Straße) und nette Cafés. Sehr beeindruckend ist die Harpa, eine Konzerthalle direkt am Wasser, mit ihrer speziellen Glasfassade. Am Nachmittag war es für mich dann eh schon wieder Zeit zum Flughafen zu fahren, Julia lud mich ab und verbrachte noch ein paar Stunden mehr auf der Insel.

Island, danke für diese abenteuerlichen 10 Tage, für all die kalten Nächte, für überraschend viele sonnige Stunden, für mindestens drei „Wow-Momente“ pro Minute, für vier verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten und für dein sich alle fünf Minuten änderndes Wetter. Danke dafür, dass wir immer mindestens sieben Kleidungsschichten tragen mussten (und uns im Auto mühsam wieder rausschälen durften), dass wir immer wieder auf eigentlich unbefahrbare Straßen gelangt sind, dass dein Wind uns öfters fast umgehaut hätte und dass sich uns nach jeder zweiten Kurve ein neuer spektakulärer Anblick bot.
Danke, dass meine Erwartungen mehr als nur übertroffen wurden, dass wir mit unzähligen Erinnerungen heimkehren konnten und dass du so groß bist und wir somit noch lange nicht alles sehen konnten – eine gute Ausrede, um wiederzukommen!