ESK-Freiwilligendienst

Valencia

>die freude aber hab ich in mein herz gesperrt damit sie nicht verschwinden kann<< (Julian Peter Messner)

6 Monate in Valencia. 6 Monate voller Erfahrungen. Neuer Erfahrungen. 6 Monate weg von zu Hause. Weg von dem so bekannten, gewohnten Umfeld.

Und auf einmal wachst du auf, in dieser, vor kurzem doch noch so neuen Umgebung, sitzt am Frühstückstisch mit Menschen, die zu Freunden geworden sind, Freunde fürs Leben. Menschen mit denen du, jenes du, welches vor kurzem doch noch ein Morgenmuffel war, dich sogar früh morgens gerne unterhältst, weil diese Menschen mittlerweile ganz genau wissen, wie sie dich wohlfühlen lassen, was zu viel ist und wie sie dich andererseits gut in den Tag starten lassen.

Auf einmal freust du dich auf die Arbeit, obwohl du doch vor kurzem noch daran gezweifelt hast, dass auch du irgendwann etwas finden wirst, was dir Spaß machen könnte. Du freust dich auf die Arbeit, weil du dich dort wohlfühlst, weil du dich dort willkommen, aufgehoben fühlst, weil die Menschen dich dort zum Lachen bringen, weil die Menschen sich dort gegenseitig zum Lachen bringen, sich gegenseitig helfen. Weil die Menschen dort so sind wie sie sind und genauso werden sie und natürlich auch du akzeptiert. Du darfst von deinen Chicos, welches beeinträchtigte Frauen und Männer sind, täglich so viel lernen, darfst sie bewundern, mit ihnen stundenlang reden, auch wenn anfangs nur mit Händen und Füßen, darfst ihnen helfen, wo sie Hilfe brauchen und wo sie diese Hilfe auch zulassen wollen. Du darfst an ihrem Leben teilhaben, sie erzählen dir Geschichten, oft zigmal die gleiche, sie bitten dich um deinen Rat. Deine Chicos nehmen dich in den Arm, sobald sie merken, dass es dich mal wieder nervt, dass du die Sprache noch nicht perfekt beherrscht, oder auch einfach mal so, so ganz ohne Grund, einfach weil sie ihre Liebe ausdrücken, weil sie es zeigen können, wenn sie jemanden gern haben, wenn sie jemandem dankbar sind, wenn sie glücklich sind. Und auf einmal schaust du nicht mehr minütlich auf die Uhr und fragst dich, wann du endlich wieder nachhause darfst.

Dann sitzt du in dieser, vor kurzem doch noch so neuen Umgebung mit Menschen, diezu Freunden geworden sind, Freunde fürs Leben, für immer, in einer schmalen unscheinbaren Seitengasse, in welcher sich ein kleines Café befindet, dein neues Lieblingscafé, in dem du mit den dir schon bekannten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen eine Konversation führen kannst, in der, vor kurzem doch noch so ungewohnten, Fremdsprache Spanisch, du kannst mit ihnen lachen, von ihnen lernen. In der Zwischenzeit wird dir schon, ohne lang nachzufragen, dein klassischer Cappuccino mit “leche avena” aufgetischt. Ihr, deine Freunde und du, sprecht darüber, wie gemütlich doch euere Siesta am Strand war, dass in Russafa, eurem Lieblingsstadtviertel, ein neuer Secondhandladen eröffnet hat, in den ihr unbedingt und am besten noch heute hinwollt, sprecht darüber, was ihr später noch einkaufen müsst für den gefühlt 10237. Versuch, Tortilla de Patatas genauso gut zaubern zu können wie die Köche und Köchinnen aus der Tapasbar ums Eck und darüber, was eure Wochenendpläne sind. Und auf einmal verfallt ihr in ein tiefgründiges Gespräch, ihr lernt einander immer noch besser kennen, lernt einander immer noch mehr wertzuschätzen. Dir wird bewusst, was für Menschen, Werte, Einstellungen, Charaktereigenschaften dir, dir ganz persönlich, guttun. Dir wird bewusst, welche Art Menschen dich bereichern, dich glücklich machen, dich dich sein lassen, jenes du, welches auch du persönlich am liebsten bist.

Endlich. Endlich ist es soweit. Du schlenderst durch die Gegend, die vor kurzem doch noch so neue, fremde und doch so schöne Gegend, dein neues Zuhause, dein zweites Zuhause. Eine Gegend, ein Zuhause, welches du wohl nie mehr vergessen wirst. Eine Gegend, ein Umfeld welches dich glücklich macht, jeden Tag. Endlich dieses Gefühl von vollkommenem Glücklichs ein verspüren können. Endlich mehr als zufrieden zu sein. Sich auf die Zukunft freuen, weil du weißt, was du willst, weil du weißt, dass du immer alles geben wirst, damit du glücklich bist. Weil du weißt, was du nicht willst. Weil du beginnst so zu sein, wie du willst, so zu leben wie es dir, dir ganz persönlich guttut.

6 Monate voller Dankbarkeit und Zufriedenheit. Schlicht und einfach 6 Monate, welche ich wohl lange- oder gar für immer – als „eine der besten Zeiten meines Lebens“ bezeichnen werde.