Heyy alle zemm, <3
fast 5 Monate bin ich jetzt schon als Freiwillige an einer Schule in Frankreich (inklusive Weihnachts- und Semesterferien 😊). Zuerst möchte ich sagen: Wenn ich meine wichtigsten Erfahrungen bisher zusammenfassen müsste, dann sähe das ungefähr so aus:
- Die Baguettes in Frankreich sind sowas von viel besser als die Baguettes in Österreich. Keine Ahnung, was die hier anders machen, aber sie schmecken wirklich soooo gut! <3
- Ich werde niemals, und ich meine wirklich niemals, Schnecken oder Froschschenkel probieren (wie auch immer das in Frankreich zu einer Delikatesse geworden ist …).
- Ich möchte Weihnachten nie woanders verbringen als zuhause. 😊
- Frankreich ist das Land nie endender Streiks => Nicht mehr normal, wie unglaublich nervig das ist, wenn es einen betrifft…
- Man lernt durch so einen Aufenthalt wirklich enorm viel über sich selbst (ich weiß, es ist ein krasses Klischee, aber es stimmt halt einfach wirklich 😊).
- Das On-Arrival-Training ist echt eine super Möglichkeit, um offene, liebe und reisebegeisterte junge Leute zu treffen. <3
- Ich bin trotz einiger Schwierigkeiten echt froh, diese Entscheidung getroffen zu haben und ich freue mich schon auf alles, was noch kommt. 😊
Jetzt ist aber natürlich die Frage: Wie bin ich eigentlich dazu gekommen? Eigentlich liebe ich nämlich mein Zuhause, Vorarlberg und auch Österreich. Ich bin nicht wirklich der Typ, der unbedingt weg will. Warum also ein ESK-Freiwilligendienst?
Nun ja, ich habe im Mai/Juni 2022 maturiert und danach wirklich gar nicht gewusst, was ich denn jetzt machen sollte (so geht’s glaube ich vielen…). Nachdem ich im Sommer ein wenig gereist war (und meine Zukunft so weit es irgendwie geht von mir weggeschoben hatte 😊), habe ich Ende August nach einem Gespräch mit Yvonne vom aha ziemlich kurzfristig beschlossen: „Ich werde mich für einen Freiwilligenaufenthalt in Frankreich bewerben.“ Schon komisch, wenn man bedenkt, dass das eigentlich komplett (und ich meine wirklich komplett) außerhalb meiner Komfortzone liegt… Aber nach meinem 3-monatigen Praktikum in Cannes 2020 wollte ich irgendwie unbedingt nochmal nach Frankreich und dort eine Zeit lang leben, vor allem, um mein Französisch zu verbessern und um die Kultur und neue Menschen kennenzulernen (und auch um mich etwas herauszufordern 😊).
Das Projekt an einer Schule in Saint-Quentin war das erste Projekt, für das ich mich beworben hatte. Nach einem Zoom-Interview hatte ich ein wirklich gutes Gefühl, darum habe ich ziemlich schnell zugesagt.
Aber naja, was soll ich sagen… Als ich dann Anfang November schließlich tatsächlich im Zug von Zürich nach Paris saß, war ich nicht mehr wirklich überzeugt… War das die richtige Entscheidung? Am liebsten wäre ich auf der Stelle ausgestiegen und wieder heimgefahren. Vom Bahnhof wurde ich von Flore, meiner damaligen Tutorin, abgeholt und sie war wirklich sehr lieb. Dadurch fühlte ich mich etwas besser, aber die ersten Tage waren trotzdem echt hart… Ich hatte wirklich Heimweh (nicht, dass ich das bei mir nicht eh erwartet hätte), aber Gott sei Dank wurde es mit der Zeit besser. Das war vor allem, weil alle Leute wirklich sehr nett sind und mein Projekt mir gefällt. Laut Stellenbeschreibung ist meine Aufgabe, bei den französischen Schüler*innen Interkulturalität und Mobilität zu bewerben. Praktisch bedeutet das für mich: im Deutschunterricht mithelfen, bei Schüleraustauschen unter anderem als Übersetzerin dabei sein, einer Schulklasse bei der Organisation einer Wienreise helfen (ich darf dann auch mitgehen <3 😊) und noch vieles mehr. Vor den Weihnachtsferien war ich zum Beispiel auch mit einer Schulklasse in Aachen. Bis jetzt gefällt es mir eigentlich echt gut, es ist sehr abwechslungsreich und ich habe auch die Möglichkeit, persönliche Projekte zu verwirklichen.
Meine Unterbringung ist etwas gewöhnungsbedürftig. Ich wohne im Internat der Schule in einem ziemlich winzigen Zimmer (Ausstattung: Mini-Schrank, Bett, Schreibtisch + Stuhl und – Gott sei Dank – ein Waschbecken). Auf meiner Etage leben auch eine deutsche Freiwillige, ein Sprachassistent und ein französischer Mathelehrer. Unter der Woche schlafen auch einige Lehrer hier. Das passt eigentlich eh ganz gut (bis auf einige eeecht komische Gespräche, weil Schifahren ja anscheinend kein richtiger Sport ist, während einer Abfahrt könnte man ja auch schlafen, so easy ist das…). Es ist jetzt nicht gerade ein 5-Sterne-Hotel, aber es reicht. 😊
Mit dem Mädchen aus Deutschland verstehe ich mich echt super, sie ist schon eine richtig gute Freundin geworden. Ich bin echt froh sie hier zu haben, das erleichtert vieles. 😊
Toll war auch, dass ich im Dezember an einem Treffen mit internationalen Freiwilligen in Lille teilnehmen konnte. Dadurch habe ich richtig viele neue Menschen kennengelernt. Das war auch bei meinem On-Arrival-Training Mitte Jänner so. Ich hatte eine wirklich tolle Gruppe und glücklicherweise hatten wir neben dem von Betreuern geleiteten Programm auch noch einiges an Freizeit. Daher stand Spiele- und Karaoke-Abenden nichts im Weg. 😊
Meine Freizeitgestaltung fällt eher dürftig aus. Saint-Quentin hat jetzt nicht unbedingt ein vielfältiges Angebot an Möglichkeiten. Spazieren (ich lieb‘s, aber ist nicht jedermanns Sache), lesen, kochen und solche Sachen halt. Im Frühling kommen dann sicher noch Picknicks und Radtouren dazu. Weil Johanna und ich uns so gut verstehen, machen wir eigentlich fast alles zu zweit, was echt super ist. Unsere Etagenmitbewohner*innen durch Film- und Karaoke-Abende zu beschallen, darf natürlich nicht fehlen (ohne uns wäre denen sicher viel zu langweilig 😊). Das Basketball-Team von Saint-Quentin ist ziemlich gut und die Internatsschüler*innen bekommen Freikarten für die Spiele. Da durfte ich auch schon mit und es ist echt richtig cool. Ansonsten nutze ich natürlich auch die Möglichkeit, Frankreich ein wenig zu bereisen (sofern die Streiksituation das zulässt …). Wirklich langweilig wird mir eigentlich nie. 😊
Falls das jetzt zufällig irgendjemand liest, der nach seiner Matura auch nicht wirklich einen Plan von der eigenen Zukunft hat: Ich kann dir nur ans Herz legen, so einen Aufenthalt zu machen. Sieh diesen Blogbeitrag als dein Zeichen und mach‘s einfach, verlieren kannst du eh nichts! 🙂 Ich meine mal ehrlich, wann hat man im Leben sonst so eine Gelegenheit (die auch noch finanziell unterstützt wird 😊):
- Die Möglichkeit, ein anderes Land mit einer anderen Sprache und Kultur wirklich kennenzulernen.
- So viele offene, junge Leute von überall her zu treffen.
- Quasi auf sich selbst gestellt zu sein und dadurch (gezwungenermaßen) selbständiger zu werden.
- Den eigenen Horizont zu erweitern (und praktischerweise auch den Lebenslauf 😊).
- Sich selbst viel besser kennenzulernen. (Ein Abschluss ohne Klischee wäre natürlich kein richtiger Abschluss 😊)
- Und in meinem Fall natürlich auch: Die eigene Zukunft noch ein bisschen weiter vor sich herzuschieben. 😊
Und obwohl natürlich nicht alles immer so supertoll ist, es lohnt sich allemal.
Zum Schluss möchte ich noch sagen: Vielen Dank an das aha Vorarlberg, ohne das ich den ESK vermutlich nie gefunden hätte und ein großes Dankeschön auch an Concordia Picardie und die Schulen in Saint-Quentin. Ich freue mich schon auf alles, was noch kommt (und aktuell auch auf die Osterferien 😊)!