Am 6. Juli 2014 stand es endlich fest, ich hatte meine Flugtickets und mein Visum für Ecuador in der Hand. So sollte ich am 5.10. mit einer blauen KLM Maschine den Erdboden in Richtung Quito verlassen. Tausend Fragen schossen mir durch den Kopf und ich war furchtbar nervös. Nervöser, je näher der Abflugtag auf mich zukam. „Wieso ausgerechnet Ecuador?“ Das war die häufigste Frage, die ich in den letzten Monaten zu hören bekam. Die einfachste aller Antworten wäre dann wohl: Es ist ein Land welches mich sehr interessiert und fasziniert (ja, ich weiß es ist eine Standardantwort), mit einer eigenen Kultur und einer atemberaubenden Landschaft. Zudem zählt Südamerika zu den Ländern, die nicht auf der Liste der gängigen Urlaubsziele stehen.
Viele Vorstellungen hatte ich demnach nicht von Ecuador. Ich hab mich mit Reiseführern über Ecuador eingedeckt und meine Vorfreude wuchs immer mehr. So eine wunderschöne Landschaft findet man nicht überall. Vulkane, Regenwälder, exotische Tiere, Wasserfälle, Schluchten, Lagunen, Wüsten sollten nur ein geringer Teil der Dinge sein die ich erkunden bzw. sehen werde. Weiterhin hatte ich vor auf die Galapagos-Inseln zu fliegen. Denn im Biologieunterricht hört man so einiges über die „verzauberten Inseln“. Ich war weiterhin gespannt auf die verschiedenen Menschengruppen (-völker) denen ich im Laufe meiner Reise begegnen sollte. Gerade im Krankenhaus werde ich viele verschiedene ethnische Gruppen antreffen. Über die Arbeit im Krankenhaus hatte ich keine Vorstellungen. Ich hatte mich zwar im Vorhinein im Internet erkundigt, aber was genau mich in Quito erwarten sollte wusste ich nicht. Mir war klar, dass die Standards, die wir aus Deutschland gewohnt sind in Ecuador nicht dieselben sein werden. Außerdem war ich gespannt auf die Untersuchungsmethoden, die Hygienestandards, das Krankenhaus etc.
Ich habe mich für das Projekt „Humanmedizin“ beworben und sollte in Quito in einem Krankenhaus arbeiten. Meine Anfangssorgen, dass ich die Einzige in meinem Projekt sein werde, haben sich relativ schnell gelegt. So bin ich morgens mit vielen anderen ins Krankenhaus gefahren. Dort konnten wir alle zwei Wochen die Stationen wechseln. So war ich auf den Stationen für Chirurgie, Innere Medizin, Gynäkologie, Physiotherapie und Pathologie. Insgesamt war ich 12 Wochen dort. Auf jeder einzelnen Station hat man super viel gelernt und die meisten Pfleger und Ärzte wollten, dass wir etwas lernen. Auf der Gynäkologiestation dufte ich sogar in den OP und Geburten miterleben. Dies gehört mit zu den besten Momenten im Krankenhaus.
Meine Aufgaben auf der Gynäkologie Station waren Babys waschen (einfach unglaublich), Sonden ziehen und Zugänge ziehen. Teilweise habe ich auch Apothekengänge erledigt oder habe den Schwestern beim Betten machen geholfen. Die Schwestern auf der Gynäkologie Station waren einfach super aufgeschlossen und haben uns jeden Tag zur Mittagspause Kaffee und Brötchen gegeben. Auf der Physiotherapie Station war ich in der Abteilung für Kinder und konnte bei den verschiedenen Behandlungen zuschauen oder helfen. Zu einer meiner Lieblingsstationen gehörte die Pathologie. Dort habe ich super viel machen dürfen und bin mit offenen Armen empfangen worden. Auch bei interessanten Schnitten durfte ich zuschauen. Auf den anderen Stationen (Chirurgie und innere Medizin) habe ich zum größten Teil Betten gemacht, bin zur Apotheke gegangen oder habe geholfen Patienten zu waschen. Eben normale Aufgaben im Pflegebereich. Jeden Tag haben alle Volontäre zusammen Pause gemacht und über alles Mögliche gequatscht.
Vorbereitend auf unser Programm haben wir einen Medizinkurs gehabt. Der war einfach genial. Wir haben gelernt wie wir Blutdruck messen, Blut abnehmen oder Nähen. Das Nähen haben wir an einer Rinderzunge lernen dürfen und Blut haben wir uns gegenseitig abgenommen. Der Kurs ging eine Woche täglich von 11-13 Uhr und fand in der Sprachschule statt. In dieser Woche mussten wir nicht am Projekt teilnehmen.
Im Krankenhaus hab ich allgemein viel Erfahrungen sammeln können, wie Wunden reinigen und verbinden, Spritzen geben, den Umgang mit Neugeboren und Vitalzeichen messen. Ich durfte sogar eine Geburt miterleben. Das war unglaublich und ging mir unglaublich nah. Ich hab bei Untersuchungen zugeschaut und den Alltag auf der Station kennen gelernt. Weiterhin habe ich erfahren, wie viel die Pfleger leisten müssen. Hut ab!
Das Land hat mich vom ersten Tag an gefesselt. Mich hat es fasziniert und immer wieder erstaunt. Auch mit der Kultur bin ich super zurechtgekommen. Die meisten Ecuadorianer sind sehr nett und hilfsbereit. Jedoch gibt es auch die Kehrseite. Denn viele (junge) Männer sind ziemlich respektlos. An jeder Straßenecke wird gepfiffen und man wird angequatscht. Daran musste ich mich erst einmal gewöhnen. Weiterhin fand ich die Kultur sehr interessant und sie hat mir sehr gut gefallen, gerade weil sie sich ziemlich von den mir bekannten Kulturen unterscheidet. Ich war schon oft in Amerika, jedoch nur in Nordamerika und die Kultur dort ist ein kompletter Kontrast zu der in Südamerika.
Ich bin unglaublich viel gereist. Jedes Wochenende war ich unterwegs, sodass es quasi wie Work & Travel für mich war. Ich habe das gesamte Land bereist. Bin von Nord nach Süd, von West nach Ost gereist. Ecuador hab ich in seiner kompletten Breite kennen gelernt. Sogar die „verzauberten Inseln“. Wir sind immer mit dem Bus gereist und das hat immer super geklappt und war meistens unglaublich billig. Generell war ich von den Preisen echt erstaunt. Es war so günstig dort. Unter der Woche war ich meistens mit Freunden weg, wir waren Kaffee trinken, essen oder feiern in einem der zahlreichen Clubs in Quito. Ab und zu haben wir uns in unseren Apartments getroffen und haben gemeinsam gekocht. Teilweise haben wir auch die Angebote der Sprachschule genutzt (Salsa-Kurs, Kochkurs, Cocktailkurs ect.).
Es gab zahlreiche schöne und lustige Momente. Vor allem am Anfang, wenn es den einen oder anderen Versprecher gab. Eine meiner schönsten Reisen war mein Ausflug auf die Galapagos-Inseln. Ich bin mit einer Freundin dorthin geflogen. Es waren meine schönsten Tage, an die ich mein ganzes Leben denken werde. Neben Galapagos war ich auf zahlreichen Ausflügen, die mein Leben geprägt haben (Cuenca, Mindo, Puerto Lopez, Cotopaxi, Quilotoa, Dschungel, Banos, Papallacta, Montanita). Die gesamte Reise war einfach der Hammer und ich habe mich von meiner Organisation, Praktikawelten, sehr gut betreut gefühlt.
Fazit:
Während meiner Reise bin ich teilweise an meine Grenzen gestoßen aus denen ich gelernt habe und an denen ich gewachsen bin. Auf der Reise bin ich auf jeden Fall ein selbstständiger und auch selbstbewusster Mensch geworden. Vor allem die zahlreichen Reisen waren eine Erfahrung wert.
Zum Schluss lässt sich sagen:
„Viajar es la única cosa que compras y te hace mas rico“
(Reisen ist die einzige Sache die du kaufst und die dich reicher macht.)“