Der Chefredakteur der Wiener Wochenzeitung „Falter“, Dr. Florian Klenk, besuchte die Liechtensteiner Universität, um im Zuge der Veranstaltungsreihe „Campus Gespräch“ einen Vortrag zu „Fakt, Fake und der Journalismus“ zu halten. Unter anderem blickte er dabei auf die Entwicklung der Welt des Journalismus in den vergangenen 28 Jahren zurück und wagte ein Ausblick in die Zukunft. Lucas Ammann führte nach dem Auftritt ein Interview mit dem renommierten Medienmacher.
„Ich möchte, dass wir im Jahr 1991 in einen tiefen Dornröschenschlaf fallen“, diese Aussage stellte der promovierte Jurist gleich an den Anfang seines Vortrags. 1991 deshalb, weil Klenk dort seine Journalisten-Karriere begann. Damals wurde das Internet noch von sehr wenigen Österreichern benutzt, weshalb es naturgemäß einen geringen Einfluss hatte.
Die Medienlandschaft im Wandel
In der Zeit veränderte sich die Situation, wie Klenk erklärte. Der vergrößerte Einfluss von Internet und Social Media hatte auch einen Umbruch in der Medienlandschaft zur Folge. Beispielsweise als YouTube 2008 „marktreif“ wurde, wie der Investigativjournalist die Möglichkeit, dass nun jeder in Sekundenschnelle Videos verbreiten konnte, benannte. „Es beginnt eine Transformation einer Gesellschaft, die gewohnt ist, Bildschirmen zu vertrauen und Zeitungen zu lesen“ in eine „‚redaktionelle Gesellschaft‘ – wie sie der Kommunikationswissenschafter Bernhard Pörksen nennt“, sagte Klenk.
Nun war es für Jedermann möglich, Nachrichten zu verbreiten, was früher ausschließlich Journalisten in diesem Ausmaß konnten. Florian Klenk blickt aber positiv in die Zukunft, dass Medien auch mit der geänderten Situation erfolgreich sein können.
„Das Handy ist mein Arbeitsgerät“
Dr. Florian Klenk dockte 1998 bei der Wiener Stadtzeitung „Falter“ an, ehe er dort 2008 Ressortleiter des Ressorts Politik wurde und schließlich 2012 die Chefredaktion mit Armin Thurnher übernahm.
Auf die Frage, was gute JournalistInnen ausmacht, entgegnete Klenk im persönlichen Interview: „Ich glaube, dass es wichtig ist, dass JournalistInnen lernen, sich zu spezialisieren – obwohl natürlich Allgemeinwissen dazugehört. Was wir brauchen sind SpezialistInnen, die auch wirklich eine Ahnung haben, worüber sie schreiben.“ Personen, die facheinschlägig an einer Fachhochschule studieren, würden zwar das Handwerk eines Journalisten beherrschen, jedoch nicht das zu behandelnde Thema. Andererseits sei es wichtig, Distanz zu den Regierenden zu bewahren.
Onlinejournalismus – Paywall sinnvoll?
Die Entscheidung des „Falter“, Online-Content nicht unbegrenzt kostenlos zur Verfügung zu stellen hält der Chefredakteur für richtig, „weil viele Zeitungen damit ihre Abonnenten verloren haben.“
Zugestanden hat Klenk eine „weniger positive Eigenschaft“ seiner Person: Sein Handy sei sozusagen sein Arbeitsgegenstand, weshalb er sich auch als „handy-addicted“ (=handysüchtig) bezeichnet. „Das ist wie jemand, der ständig raucht.“
Der Tageszeitungsjournalismus, in dem er für den „Kurier“ eine Zeit lang gearbeitet hat, geht ihm aber nicht ab, „weil wir in Zeiten des Online-Journalismus und von sozialen Medien täglich veröffentlichen können“.
Pressefreiheit als Leibthema
Seine Dissertation schrieb Florian Klenk im Übrigen über Pressefreiheit und Unschuldsvermutung unter dem Aspekt der Kriminalberichterstattung, was er als sein „publizistisches Leibthema“ bezeichnet. Es ginge ihm darum, wie viel Öffentlichkeit Rechtsfindung brauche – wann Medien ein Schutz sind, und wann eine Gefahr, womit er seine letzte Antwort schloss.