Biobauernhof mit freundlicher Atmosphäre – als ich das gehört habe, stand für mich die Entscheidung fest. Ich wollte etwas, was völlig anders vom Studenten-Alltag ist, am liebsten mit Natur und am allerliebsten mit Tieren. Über das Land Belgien wusste ich bis dahin nicht besonders viel, außer dass es Sitz der EU ist, viele Biersorten exportiert und einige schöne, alte Städte hat. Ich wusste daher nicht wirklich, was mich erwarten würde, weder in Hinsicht auf Belgien noch auf den Bauernhof.
Freundlicherweise wurde ich in Brüssel vom Bahnhof abgeholt und direkt auf den Bauernhof geführt, an dem ich sofort mit Gebell der beiden Hofhunde und einem leckeren Abendessen begrüßt wurde. Das schöne ist, dass die ESK-Freiwilligen am Neerhof direkt auf dem Bauernhof wohnen, was einen einmaligen Einblick in das Hofleben erlaubt und es mir möglich gemacht hat, mich speziell mit einem der Hofhunde anzufreunden – aber dazu später mehr.
Gleich in den ersten Wochen ging’s voll los mit Ziegen melken, Erntedankfest vorbereiten und Besuch auf anderen Bauernhöfen. So konnte ich mich sehr schnell einleben, die Arbeitsabläufe kennen lernen und mich sehr wohl fühlen am Hof.
Das On-Arrival Training war natürlich ein Highlight. Nicht nur lernte ich Brüssel besser kennen (und ein bisschen mehr schätzen), sondern auch viele andere Freiwillige in Belgien, mit denen ich später noch viele Dinge unternehmen und erleben konnte.
Im Frühjahr beginnt die richtig schöne Zeit am Bauernhof – die Natur erwacht langsam und viele Tiere bekommen ihre Jungtiere. Diese Zeit ist mir sehr gut in Erinnerung geblieben, denn es gab einfach unglaublich viele schöne Momente. Die Geburt von Ziegen-Zwillingen, von Schweine-Zehnlingen und der Moment, an dem die Kühe nach dem Winter das erste Mal wieder auf die Weide konnten. Bis dahin hatte ich mich außerdem ganz besonders mit Hofhündin Lupa angefreundet und konnte lange Spaziergänge mit ihr unternehmen, klau-den-Stock spielen und sie für erfolgreiche Tauben-Jagd loben.
Genau in diese Zeit fiel leider auch Corona. Nach anfänglichen Unsicherheiten, wie nun was ablaufen sollte, beruhigte sich für mich die Lage sehr schnell. Die Tiere mussten immer noch versorgt werden, Lupa wollte immer noch spazieren gehen. Die Besucher und Kindergruppen fielen weg, dafür hatte ich das Bauernhof-Feeling wahrscheinlich intensiver als jeder Freiwillige vor mir. Die Arbeit mit den Tieren an der frischen Luft machte mir großen Spaß und obwohl ich nicht mehr reisen konnte, war der Lockdown für mich nicht so schlimm.
Das Schwierigste an meinem ESK-Freiwilligendienst war eindeutig das Abschiednehmen am Schluss. Ich fühlte mich so wohl am Hof, konnte mich endlich recht gut auf Flämisch verständigen und wäre am liebsten einfach geblieben. Aber alles muss einmal ein Ende haben und so werde ich mich immer gut an dieses wunderschöne, aufregende Jahr am Neerhof erinnern.